Psychologie: Viel Gefühl für Stochastik
Mäuse und Menschen sind ähnlich gut darin, Gewinnchancen intuitiv abzuschätzen.
Der Mensch steht in dem Ruf, schlecht mit Wahrscheinlichkeiten umgehen zu können. So verleitet ein prall gefüllter Lotto-Jackpot wie jüngst wieder Millionen Menschen zum Geldausgeben, obwohl die Gewinnchance verschwindend gering ist. Glaubt man jedoch dem Psychologen Fuat Balci von der Princeton University, ist es um die statistischen Fähigkeiten von Homo sapiens gar nicht so schlecht bestellt. Wenn es darum geht, sich in Sekundenschnelle für eine von zwei kritischen Alternativen zu entscheiden, so der Forscher, entscheiden wir durchaus vernünftig – genauso wie Labormäuse.
Balci stellte menschlichen Probanden am Computer sowie Nagern im Käfig immer wieder dieselbe Aufgabe: Zunächst mussten sie an einer bestimmten Position auf eine Belohnung warten – Futter beziehungsweise virtuelle Spielpunkte. Blieb diese innerhalb einer festgelegten Zeit aus, erschien sie kurz darauf an anderer Stelle. Mäuse wie Menschen mussten also permanent abwägen, ob sie auf der Ausgangsposition verharren oder besser wechseln sollten. Warteten sie entweder zu kurz oder zu lang, gingen sie leer aus. Um optimal abzuschneiden, mussten die Probanden also gleich mit zwei Unwägbarkeiten jonglieren: Konnten sie ihrem Gefühl trauen, wie viel Wartezeit jeweils vergangen war? Und wie wahrscheinlich war es, dass sie sich in einem Durchgang mit langer Wartezeit befanden?
Menschen und Mäuse meisterten die Herausforderung gleichermaßen bravourös, so Balci. Die Vertreter beider Spezies kamen der statistisch berechneten, optimalen Wartezeit sehr nahe. Dies zeige, dass Menschen intuitiv durchaus gut Chancen abwägen können – wenn diese nicht abstrakt bleiben wie beim Lottospiel, sondern im praktischen Tun erlernt werden. Der Erfolg der Mäuse spricht nach Ansicht des Forschers dafür, dass dieser Fähigkeit ein altes evolutionäres Programm zu Grunde liegt. (cw)
Balci, F. et al.:Risk Assessment in Man and Mouse. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0812709106, 2009.
Balci stellte menschlichen Probanden am Computer sowie Nagern im Käfig immer wieder dieselbe Aufgabe: Zunächst mussten sie an einer bestimmten Position auf eine Belohnung warten – Futter beziehungsweise virtuelle Spielpunkte. Blieb diese innerhalb einer festgelegten Zeit aus, erschien sie kurz darauf an anderer Stelle. Mäuse wie Menschen mussten also permanent abwägen, ob sie auf der Ausgangsposition verharren oder besser wechseln sollten. Warteten sie entweder zu kurz oder zu lang, gingen sie leer aus. Um optimal abzuschneiden, mussten die Probanden also gleich mit zwei Unwägbarkeiten jonglieren: Konnten sie ihrem Gefühl trauen, wie viel Wartezeit jeweils vergangen war? Und wie wahrscheinlich war es, dass sie sich in einem Durchgang mit langer Wartezeit befanden?
Menschen und Mäuse meisterten die Herausforderung gleichermaßen bravourös, so Balci. Die Vertreter beider Spezies kamen der statistisch berechneten, optimalen Wartezeit sehr nahe. Dies zeige, dass Menschen intuitiv durchaus gut Chancen abwägen können – wenn diese nicht abstrakt bleiben wie beim Lottospiel, sondern im praktischen Tun erlernt werden. Der Erfolg der Mäuse spricht nach Ansicht des Forschers dafür, dass dieser Fähigkeit ein altes evolutionäres Programm zu Grunde liegt. (cw)
Balci, F. et al.:Risk Assessment in Man and Mouse. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0812709106, 2009.
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