Impfstoffentwicklung: Viele HIV-Impfungen scheitern wegen eines zweiten Virus
Bis heute suchen Forscher vergeblich nach einem in der Praxis wirklich wirksamen Impfstoff gegen das HI-Virus. Dabei kennt man zwar längst einige angreifbare Schwachstellen von HIV, und es gab auch viel versprechende Anfangserfolge bei Impfungen; dennoch sind bis heute alle Versuche der Mediziner am Ende gescheitert. Immerhin könnte nun aber ein schlagzeilenträchtig fehlgeschlagenes Experiment aus dem Jahr 2007 – die STEP-Studie – zu einem wichtigen Lernerfolg führen, hoffen Forscher des US Military HIV Research Program.
Im Rahmen der STEP-Studie hatten Mediziner über 900 Menschen mit einem Antikörperpräparat gegen das Virus geimpft, am Ende aber feststellen müssen, dass sich die geimpften Personen sogar häufiger als eine Kontrollgruppe infizierten - und das, obwohl sie durchaus wie geplant Antikörper gegen das HI-Virus gebildet hatten. Als Ursache war schon bald das technische Vehikel verdächtigt worden, mit dem die Mediziner den Impfstoff zum Immunsystem transportiert hatten: ein Adenovirus, Ad5. Dabei ist Ad5 eigentlich ein beliebtes, verlässliches und gut etabliertes Mittel bei Impfungen – warum sollte es also gerade beim Einsatz gegen HIV Probleme machen? Tatsächlich sind laut der STEP-Studie aber noch weitere Versuche fehlgeschlagen, mit maßgeschneiderten Ad5-Antigentransportern gegen HIV zu impfen.
Nun hat sich der Verdacht gegen Ad5 durch neue, gezielte Versuche erhärtet: Einem Forscherteam um Haitao Hu gelang es zu ermitteln, wie Ad5 den Effekt einer Impfung gegen HIV im Körper unterwandert, und zwar besonders bei Personen, die schon einmal mit Adenoviren – verbreiteten und im Prinzip harmlosen Schnupfenviren – in Kontakt gekommen sind. Denn der Kontakt mit diesen Schnupfenviren verändert die Zielzellen von HIV, die CD4-T-Lymphozyten, so, dass sie vom HI-Virus viel schneller überwältigt werden. Zudem lösen die durch Ad5 veränderten CD4-Zellen Entzündungsreaktionen aus und ermöglichen eine schnelle Wanderung in Schleimhäute, wo sich dem Virus noch bessere Möglichkeiten zur schnellen Ausbreitung bieten. Das harmlose Schnupfenvirus macht damit HIV deutlich gefährlicher – auch wenn es, wie im Versuch mit Ad5 und HIV-Antigenen, dem Körper gleichzeitig beibringt, Antikörper gegen das HI-Virus zu produzieren. Diese unerwarteten Nebenwirkungen der Impfstofffähre müsse man in Zukunft unbedingt berücksichtigen, fassen die Forscher zusammen.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben