Direkt zum Inhalt

News: Viele Wege führen zum Tod

Jede Zelle hat ihre eigene biologische Uhr. Ist diese abgelaufen, so stirbt die Zelle. Der programmierte Zelltod - Apoptose - findet jeden Tag in unserem Körper millionenfach statt. Jetzt haben Wissenschaftler eine neue Art des Zellselbstmordes entdeckt. Dieser Paraptose genannte Zelltod könnte eine Rolle bei Alzheimer und anderen degenerativen Erkrankungen spielen.
Nichts ist unsterblich – auch die Zelle nicht. Manche stürzen sich dabei sogar in den Selbstmord, die so genannte Apoptose. Sie beginnt damit, dass der Zellkern kondensiert, die Zelle Flüssigkeit verliert und somit schrumpft. Schließlich löst sie sich von den Nachbarzellen ab und der Kernrest zerbricht. Seit langem arbeiten Wissenschaftler am Verständnis dieses Vorganges, denn das könnte neue Therapiemöglichkeiten für viele Krankheiten eröffnen.

Dale Bredesen und Sabina Sperandio vom Buck Institute for Age Research beschreiben nun eine alternative Form des programmierten Zelltods, den sie Paraptose nennen (Proceedings of the National Academy of Science vom 19. Dezember 2000). Der Vorgang läuft jedoch anders als die Apoptose ab. Im Cytoplasma bilden sich große Hohlräume – Vakuolen –, und die Mitochondrien, die Zellorganellen für die Energiegewinnung, schwellen an. Danach stirbt die Zelle ab. Wie die Apoptose wird auch die Paraptose genetisch gesteuert. Apoptose-Hemmstoffe können jedoch die Paraptose nicht verhindern. Interessanterweise fanden französische Wissenschaftler die charakteristischen Merkmale der Paraptose nicht nur in menschlichen Zellkulturen, sondern auch bei Dictyostelium discoideum, einem "Haustier" der Zellphysiologen. Einfache Organismen wie dieser Schleimpilz existierten bereits bevor sich die Apoptose entwickelte, deswegen vermutet Dale Bredesen, dass die Paraptose das ursprünglichere Programm für den Zelltod ist.

"Wir sind von der Paraptose fasziniert, weil sie sowohl während der Entwicklung des Nervensystems als auch bei einigen Fällen von Neurodegeneration vorkommt", erklärte Dale Bredesen. "Sie scheint der gängige Weg bei absterbenden Gehirnzellen zu sein. Deshalb ist sie ein wichtiger potentieller Ansatzpunkt für Therapien."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.