Mikrobiomstudien: Vielfach falsch analysiert?
Durch massenhaftes Sequenzieren des Erbguts lässt sich eigentlich gut bestimmen, aus welchen Bakterienarten sich eine Mikrobengemeinschaft zusammensetzt – zum Beispiel die der Haut. Wissenschaftler erhoffen sich von dieser Information Aufschluss über zahlreiche Aspekte der Gesundheit. Doch wie es scheint, sind viele der merkwürdigeren Ergebnisse durch Verunreinigung zu erklären. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie von Forschern um Susannah Salter vom Wellcome Trust Sanger Institute im britischen Hinxton.
Die Wissenschaftler beobachteten, dass kommerzielle Laborgeräte, die zu diesen Untersuchungen herangezogen werden, starke Verunreinigungen aufwiesen, die die Ergebnisse verfälschten. Als sie reine Proben aus einer einzigen Bakterienart sequenzierten, lieferten die Systeme Hinweise auf bis zu 270 verschiedene Bakterienarten.
Eine Studie hatte beispielsweise kürzlich ergeben, dass sich die Bakterienzusammensetzung im Hals von Kindern mit dem Älterwerden ändere. Tatsächlich seien die Ergebnisse dieser Studie wohl darauf zurückzuführen, dass die Forscher zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliches Laborgerät verwendeten. Salter und Kollegen schlagen nun vor, bei derartigen Untersuchungen immer eine "leere" Probe zu sequenzieren, um das "Hintergrundrauschen" zu erfassen.
Grund für die Fehlleistungen ist die in den vergangenen Jahren rasant gewachsene Empfindlichkeit von DNA-Sequenzierern, die selbst kleinste Mengen von Erbgut erfassen. Derselbe Effekt lag auch dem genetischen Fingerabdruck des "Heilbronner Phantoms" zu Grunde, dem die Polizei zwischen 2007 und 2009 nachjagte: Hier hatten Verunreinigung mit der DNA einer Labormitarbeiterin zu der Überzeugung geführt, dass eine Unbekannte in zahlreiche Straftaten verwickelt war.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.