News: Vielversprechender Hoffnungsträger
Auf der Suche nach Alternativen zu den existierenden Arzneien wurden Edward Noga und seine Kollegen von der North Carolina State University nun beim Hybrid-Felsenbarsch fündig, einer Kreuzung aus Morone saxatilis und M. chrysops. Aus den Mastzellen – speziellen weißen Blutkörperchen innerhalb des Immunsystems – konnten sie bislang unbekannte Aminosäure-Verbindungen isolieren, die sich im Kampf gegen Mikroorganismen als sehr effektive Waffen erwiesen: Ihre todbringende Wirkung entfalteten die Verbindungen sowohl beim Kontakt mit bakteriellen Krankheitserregern, die Fische und Menschen heimsuchen, als auch bei Mikroorganismen, die bereits gegen eine große Bandbreite von Antibiotika immun sind.
Die gefundenen Substanzen weisen keinerlei strukturelle Ähnlichkeit mit den derzeit bekannten Arzneimitteln auf. Daher ordneten die Wissenschaftler sie einer neuen Familie von Peptid-Antibiotika zu, der sie den Namen Piscidine verliehen – abgeleitet vom lateinischen Wort "Pisces" für Fische. Darüber hinaus ist auch ihr Fundort einzigartig, denn zum ersten Mal gelang es Forschern, in den Mastzellen eines Tieres ein Peptid-Antibiotikum nachzuweisen.
Obwohl jene weißen Blutkörperchen im Gewebe aller Wirbeltiere – vom Fisch bis hin zum Menschen – allgegenwärtig sind, blieb ihre genaue Funktion innerhalb des Immunsystems lange Zeit ein Rätsel. So hielten Wissenschaftler sie bislang lediglich für Mitspieler bei allergischen Reaktionen und womöglich bei der angeborenen Immunität gegenüber einer Vielzahl von Krankheiten. Die neuen Erkenntnisse deuten nun jedoch darauf hin, dass die Mastzellen selber aktiv am Kampfgeschehen gegen unerwünschte Mikroorganismen teilnehmen, anstatt anderen Immunzellen nur Befehle zum Angriff zu erteilen.
Die Forscher knüpfen hohe Erwartungen an die neuentdeckten Peptid-Verbindungen, mit deren Hilfe möglicherweise eine Reihe von Erkrankungen zu behandeln sind. Doch vermutlich kommen die isolierten Peptide nicht in ihrer jetzigen Form als Therapeutikum zum Einsatz, sondern dienen vielmehr als eine Art Blaupause, nach deren Vorbild neuartige Medikamente nachgebaut werden. Als nächsten Schritt planen die Forscher Antibiotika-produzierende Mastzellen auch in anderen Lebewesen einschließlich des Menschen zu identifizieren. "Wir hoffen innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Antwort zu finden", zeigt sich Noga optimistisch.
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