News: Virale Fingerabdrücke bei Schizophrenie-Patienten
Dass Viren bei psychischen Erkrankungen ihre Finger mit im Spiel haben könnten, zeigte sich bereits bei Patienten mit Depressionen. Im Patientenblut konnte ein Virus nachgewiesen werden, dass allerdings nur bei Krankheitsschüben aktiv ist. Auf der Suche nach viralen Spuren wurde ein Forschungsteam der Stanley Division of Developmental Neurovirology auch bei Schizophrenie-Patienten fündig. Sie untersuchten die Rückenmarksflüssigkeit von 35 diagnostizierten Patienten auf virale Erbinformation und verglichen die Ergebnisse mit Gesunden. Bei 29 Prozent der Erkrankten, die sich gerade in einer akuten Phase befanden, und bei immerhin sieben Prozent mit chronischer Schizophrenie fand das Team um Robert Yolken retrovirale "Fingerabdrücke". Im Vergleich hierzu zeigte kein gesunder Beteiligter virale Spuren.
Anders als HIV und andere Retroviren sind endogene Retroviren seit vielen Millionen Jahren ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Genoms und verhalten sich hier völlig unauffällig. Doch in manchen Fällen scheint das endogene Retrovirus HERV-W aktiv zu werden und Kopien seiner Erbinformation anzufertigen. Diese Kopien befinden sich neben der Rückenmarksflüssigkeit auch im Gehirn, doch welche Aufgabe sie erfüllen, ist bislang unklar. Auch der Grund für die plötzliche Aktivität liegt noch im Dunkeln. "Unsere letztliche Hoffnung ist es, dass wir das Virus daran hindern können, aktiv zu werden", sagte Yolken. Wenn das gelänge, könnten die behandelnden Ärzte vielleicht auf eine neue Therapie zurückgreifen. Allerdings nicht bei allen Schizophrenie-Patienten, denn das Virus scheint nicht immer beteiligt zu sein.
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