News: Virales Danaergeschenk
Fieberhaft fahnden Mediziner nach einem wirksamen Impfstoff gegen den den AIDS-Erreger - bisher vergeblich. Vielleicht hat das HI-Virus eine besonders raffinierte Methode entwickelt, um sich den Attacken des Immunsystems zu entziehen: Versteckt in Membranhüllen seines Wirtes, könnte es als Trojanisches Pferd von "ahnungslosen" Zellen aufgenommen werden.
"Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen", soll Laokoon angesichts des hölzernen Pferdes vor den Toren Trojas gesagt haben. Seine Warnung blieb bekanntermaßen ungehört: Die Trojaner zogen das vermeintliche Geschenk der Griechen in ihre Stadt – die damit dem Untergang geweiht war.
Ähnlich listenreich könnte sich das Humane Immunschwächevirus (HIV) und andere infektiöse Retroviren verhalten. Davon sind jedenfalls Stephen Gould, Amy Booth und James Hildreth überzeugt. Die drei Forscher von der Johns Hopkins University in Baltimore suchten nach einer Erklärung, warum sich der Erreger der tödlichen Immunschwächekrankheit AIDS so hartnäckig der Verteidigung der körpereigenen Abwehr widersetzen kann. Bisher sind alle Versuche, den Körper durch einen Impfstoff gegen HIV fit zu machen, gescheitert.
Ansatzpunkt für einen Impfstoff sollten die Glykoproteine sein, die auf der Membranhülle des Virus sitzen, und die der Erreger vermutlich braucht, um in menschliche Zellen einzudringen. Bekannt war jedoch bereits, dass HIV sich von seinem menschlichen Gastgeber Zuckermoleküle ausleiht und diese in seine Membranhülle einbaut. Damit könnte es sich vor den Attacken des Immunsystems tarnen, das den Erreger dann nicht mehr als fremd erkennt.
Verwirrend waren jedoch die Ergebnisse einiger Forscher, die entdeckten, dass manche Versionen des HI-Virus ihre Membranhülle, und damit auch die viralen Proteine, verloren haben – und dennoch infektiös bleiben. Benötigt HIV die Proteine wirklich zum Entern der Zellen?
Nicht unbedingt. Nach der jetzt von Gould, Booth und Hildreth aufgestellten "Trojanischen Exosom-Hypothese" kann HIV auch auf einem anderen, viel raffinierteren Weg in menschliche Zellen eindringen: Es tarnt sich in Exosomen.
Diese Membranvesikel werden von Zellen nach außen abgegeben und können von benachbarten Zellen wieder aufgenommen werden. Bepackt mit bestimmten Substanzen dienen Exosomen so als Transportvehikel zwischen den Zellen.
Gould und seine Mitarbeiter vermuten nun, dass HIV sich just diese Exosomen zunutze macht: Versteckt in eine körpereigene Membranhülle wird das Virus als Trojanisches Pferd willig von einer Zelle aufgenommen – und kann hier sein zerstörerisches Werk beginnen.
"Wenn unsere Hypothese zutrifft", meint Hildreth, "dann werden Impfstoffe, die lediglich auf einige virale Schlüsselproteine beruhen, niemals in der Lage sein, eine Infektion vollständig zu verhindern." Impfstoffe sollten vielmehr mithilfe der körpereigenen Proteine der Exosomen entwickelt werden. Diese Proteine unterscheiden sich wie die Blutgruppen von Mensch zu Mensch. Mit solchen Alloantigenen, die zwar menschlichen Ursprungs sind, über die der Patient selbst aber nicht verfügt, sollten sich dann Immunreaktionen auslösen lassen. Infiziert sich der Impfling dann mit HI-Viren, die in Exosomen eines anderen Menschen verpackt sind, dann sollte das Immunsystem einen wirksamen Angriff starten können.
Doch hundertprozentig kann auch dieser Impfstoff nicht wirken: HI-Viren in Exosomen mit körpereigenen Proteinen werden nach wie vor nicht als fremd erkannt. Hier findet das virale Danaergeschenk immer noch willige Abnehmer.
Ähnlich listenreich könnte sich das Humane Immunschwächevirus (HIV) und andere infektiöse Retroviren verhalten. Davon sind jedenfalls Stephen Gould, Amy Booth und James Hildreth überzeugt. Die drei Forscher von der Johns Hopkins University in Baltimore suchten nach einer Erklärung, warum sich der Erreger der tödlichen Immunschwächekrankheit AIDS so hartnäckig der Verteidigung der körpereigenen Abwehr widersetzen kann. Bisher sind alle Versuche, den Körper durch einen Impfstoff gegen HIV fit zu machen, gescheitert.
Ansatzpunkt für einen Impfstoff sollten die Glykoproteine sein, die auf der Membranhülle des Virus sitzen, und die der Erreger vermutlich braucht, um in menschliche Zellen einzudringen. Bekannt war jedoch bereits, dass HIV sich von seinem menschlichen Gastgeber Zuckermoleküle ausleiht und diese in seine Membranhülle einbaut. Damit könnte es sich vor den Attacken des Immunsystems tarnen, das den Erreger dann nicht mehr als fremd erkennt.
Verwirrend waren jedoch die Ergebnisse einiger Forscher, die entdeckten, dass manche Versionen des HI-Virus ihre Membranhülle, und damit auch die viralen Proteine, verloren haben – und dennoch infektiös bleiben. Benötigt HIV die Proteine wirklich zum Entern der Zellen?
Nicht unbedingt. Nach der jetzt von Gould, Booth und Hildreth aufgestellten "Trojanischen Exosom-Hypothese" kann HIV auch auf einem anderen, viel raffinierteren Weg in menschliche Zellen eindringen: Es tarnt sich in Exosomen.
Diese Membranvesikel werden von Zellen nach außen abgegeben und können von benachbarten Zellen wieder aufgenommen werden. Bepackt mit bestimmten Substanzen dienen Exosomen so als Transportvehikel zwischen den Zellen.
Gould und seine Mitarbeiter vermuten nun, dass HIV sich just diese Exosomen zunutze macht: Versteckt in eine körpereigene Membranhülle wird das Virus als Trojanisches Pferd willig von einer Zelle aufgenommen – und kann hier sein zerstörerisches Werk beginnen.
"Wenn unsere Hypothese zutrifft", meint Hildreth, "dann werden Impfstoffe, die lediglich auf einige virale Schlüsselproteine beruhen, niemals in der Lage sein, eine Infektion vollständig zu verhindern." Impfstoffe sollten vielmehr mithilfe der körpereigenen Proteine der Exosomen entwickelt werden. Diese Proteine unterscheiden sich wie die Blutgruppen von Mensch zu Mensch. Mit solchen Alloantigenen, die zwar menschlichen Ursprungs sind, über die der Patient selbst aber nicht verfügt, sollten sich dann Immunreaktionen auslösen lassen. Infiziert sich der Impfling dann mit HI-Viren, die in Exosomen eines anderen Menschen verpackt sind, dann sollte das Immunsystem einen wirksamen Angriff starten können.
Doch hundertprozentig kann auch dieser Impfstoff nicht wirken: HI-Viren in Exosomen mit körpereigenen Proteinen werden nach wie vor nicht als fremd erkannt. Hier findet das virale Danaergeschenk immer noch willige Abnehmer.
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