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Virologie: Viren doch schuldlos am Erschöpfungssyndrom?

XMRV im Blut
Das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) bei Menschen wird womöglich doch nicht vom Retrovirus XMRV (Xenotropic murine leukaemia virus-related virus) verursacht oder ausgelöst, glauben Forscher um Jonathan Stoye vom britischen National Institute for Medical Research in London [1]. Das Team konnte frühere Ergebnisse nicht bestätigen, nach denen Menschen mit CFS besonders häufig von XMRV infiziert sind.

XMRV im Blut | Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt XMRV, wie es im Blut von Patienten vorkommt, bei denen das chronische Erschöpfungssyndrom diagnostiziert wurde. Die genaue Rolle des Virus ist unbekannt.
Das Retrovirus war unter Verdacht geraten, nachdem ein Forscherteam seine Spuren im vergangenen Jahr auffällig häufig in Gewebeproben von Krebspatienten gefunden hatte&nsbp;[2]. Andere Wissenschaftler entdeckten das Virus zudem in Blutzellen von mehr als zwei Dritteln der darauf untersuchten Patienten mit CFS [3]. Trotz dieser Hinweise war aber unklar geblieben, wie das Virus die Krankheit verstärken oder verursachen könnte. Mit XMRV verwandte Gammaretroviren lösen bei vielen Tieren Leukämien und Lymphome aus.

Bei den neuen Untersuchungen hatten die Wissenschaftler um Stoye Blutseren von CFS-Patienten und anderen Probanden auf Spuren von Immunreaktionen gegen das Virus untersucht. Zwar entdeckten sie in 26 von 265&nsbp;Proben Antikörper gegen das Virus, nur eines der positives Seren stammte dabei aber auch von einem CFS-Patienten. Das Virus sei vielleicht in der Bevölkerung insgesamt weit verbreitet, die Folge einer Infektion zum derzeitigen Zeitpunkt aber unbekannt, so die Forscher.

Das chronische Erschöpfungssyndrom ist eine in weiten Teilen noch schlecht erforschte Krankheit, die unter anderem mit lang anhaltenden geistigen und körperlichen Erschöpfungszuständen, Schmerzen und nachlassender Hirnleistung einhergeht. Die Ursachen sind unbekannt, verdächtigt wurden neben dem XMRV auch Infektionen mit Epstein-Barr-Viren, infektionsbedingte Hormonstörungen, Zelldefekte, chronische Borreliose, psychosomatische oder psychosoziale Störungen oder Umweltbelastungen. (jo)
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