Nährstoffe: Vitamin D steckt auch in dunkler Schokolade
Wenn die Sonnenstunden knapper werden, steigt die Lust auf einen heißen Kakao. Das könnte nicht nur an der wärmenden Mischung aus Fett und Zucker liegen, wie eine Studie deutscher Ernährungswissenschaftler nahelegt. In der Fachzeitschrift »Food Chemistry« berichtet das Team um Gabriele Stangl von der Universität Halle-Wittenberg, dass vor allem Kakaobutter und dunkle Schokolade ab 60 Prozent Kakaogehalt viel Vitamin D enthalten – zwischen 1,9 und 5,5 Mikrogramm pro 100 Gramm.
Andere Kakaoprodukte hätten einen deutlich geringeren Vitamin-D-Gehalt, beispielsweise weiße Schokolade zwischen 0,2 und 1,9 Mikrogramm pro 100 Gramm. Die gängige deutsche Milchschokolade enthielt im Schnitt etwa 2 Mikrogramm und damit halb so viel wie dunkle Schokolade. Die Messungen mit einem speziellen Massenspektrometer zeigten außerdem, dass es auch darauf ankomme, wo der Kakao angebaut wurde, darunter Regionen aus Südamerika, Afrika und Indonesien.
»Kakaobohnen enthalten oft eine beträchtliche Menge an Ergosterol, einer Vorstufe von Vitamin D«, erläutern die Wissenschaftler: »zwischen 3 und 24 Milligramm pro Kilogramm Kakaobohnen.« Sie vermuten, dass das Ergosterol von Pilzen stamme, die eine hohe Konzentration aufwiesen. Beim Trocknen der Bohnen verwandele natürliches Sonnenlicht dann das Ergosterol in Vitamin D. Bei der Kakaoverarbeitung werden die frischen Bohnen zunächst knapp eine Woche lang fermentiert und dann bis zu zwei Wochen zum Trocknen in der Sonne gelagert.
Stangl und ihr Team empfehlen keineswegs, einem etwaigen Vitamin-D-Mangel mit Schokolade vorzubeugen. Vielmehr wollten sie mit ihren Messdaten internationale Datenbanken über den Nährstoffgehalt von Lebensmitteln verbessern. Bislang berücksichtige etwa die Deutsche Nährstoffdatenbank für den Vitamin-D-Gehalt von Schokolade nur den des zugesetzten Milchpulvers. So würde die tägliche Vitamin-D-Aufnahme in Deutschland unterschätzt, die laut Umfragen bei rund zwei Mikrogramm liegt. Angesichts eines Schokoladenkonsums von mehr als acht Kilogramm pro Kopf und Jahr liege sie um 0,5 Mikrogramm höher als derzeit angenommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schätzt, dass ohne körpereigene Herstellung von Vitamin D der Bedarf bei 20 Mikrogramm pro Tag liege. Erwachsene würden pro Tag 2 bis 4 Mikrogramm über Lebensmittel zu sich nehmen; den Großteil des Bedarfs decke die körpereigene Produktion, die allerdings vom Sonnenlicht abhängt. Als Arzneimittel bei Osteoporose werden laut DGE Präparate mit Tagesdosen von über 10 Mikrogramm verwendet, um so beispielsweise Knochenbrüchen vorzubeugen.
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