NASA: Voyager an Erde, bitte melden?!
Der Weg in die Zukunft ist gepflastert mit Baustellen. Nicht einmal die NASA kommt darum herum, gelegentlich ein Schild »wegen Umbau geschlossen« an ihre Teleskope zu hängen. Ab Anfang März ist nun das Deep Space Network (DSN) dran: Für elf Monate werden im australischen Canberra wichtige Wartungsarbeiten der 70-Meter-Antenne vorgenommen, die mit nahezu allen Raumfahrzeugen jenseits des Monds kommuniziert. Für die meisten der mehr als 30 betreuten Missionen ist das kein Problem, können doch die DSN-Antennen in den USA und Spanien für Canberra einspringen – sofern die Mission auch von der Nordhalbkugel aus sichtbar ist. Nur eine Sonde schließt dieses Kriterium aus: Voyager 2, die im November 2018 den Einflussbereich der Sonne verlassen hat und nun in die Weiten des Weltalls hinausfliegt.
Um ihre Daten zu empfangen, kann die NASA auf drei benachbarte kleinere Antennen ausweichen – die Forschungsergebnisse aus dem interstellaren Raum sind also gesichert. Doch um selbst bis dorthin zu funken, braucht es einen besonderen Transmitter, den nur die 70-Meter-Antenne DSS43 hat. Wie wichtig das jedoch sein kann, wird klar, wenn man nur ein paar Wochen zurückblickt: Im Januar hatte Voyager 2 auf Grund eines Systemfehlers versehentlich alle Messinstrumente abgeschaltet. Nach einigen bangen Tagen gelang den Forschern die Rettung der Sonde, indem sie ihr ein Datenpaket mit Reparaturanleitungen schickten. Die Systeme wurden wieder hochgefahren – ein großer Triumph für Mission Control, der während der kommenden elf Monate kein zweites Mal möglich sein wird.
Diesmal muss sich Voyager 2 auf seinen eingebauten Fehlerschutz verlassen. Dabei geht es nicht nur um Notfälle; auch alltägliche Dinge wie die Wärmeversorgung oder die Ausrichtung der Sendeantenne müssen automatisch funktionieren. Seit Monaten schon bereitet die NASA den Kontaktstopp vor. Für die elf Monate wird die Sonde in einen Ruhezustand geschickt, in dem verzichtbare Systeme heruntergefahren sind, um Fehlerquellen zu vermeiden. Geht trotzdem etwas schief, können die Forscher nur hilflos zusehen.
Dieses Restrisiko muss die NASA jedoch eingehen: 48 Jahre sind ein stolzes Alter für eine Radioantenne, das auch mit einer erhöhten Fehleranfälligkeit einhergeht. Ein plötzlicher Ausfall könnte übel enden – nicht nur für Voyager 2, sondern vor allem für die geplanten Missionen zu Mond und Mars. Auch die bemannten Artemis-Flüge, die bis 2024 die nächsten Menschen zum Mond bringen wollen, sollen vom DSN gesteuert werden. Mit der neuesten DSN-Antenne denken die Forscher sogar noch einen Schritt weiter: Die 34-Meter-Radioschüssel in Kalifornien wird auch optische Spiegel haben, die Laserstrahlen empfangen können. Diese Technik verspricht eine zehnmal so hohe Datenrate wie bei Radiosignalen – essenziell für eine künftige bemannte Marsbasis mit einem Vielfachen des Kommunikationsbedarfs eines einfachen Rovers. Solche Missionen sind allerdings derzeit noch Zukunftsmusik – und auch die neue Antenne wird nach ihrem Spatenstich am 11. Februar wohl noch eine Weile Baustelle bleiben.
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