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Artenschutz: Vogel des Jahres 2007: der Turmfalke

Turmfalke auf Jagdausflug
Wer hierzulande einen Greifvogel am Straßenrand erblickt, hat – grob vereinfachend gesprochen – eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, diesen auf Anhieb richtig zu bestimmen: Mäusebussard oder Turmfalke. Die Populationen dieser beiden häufigsten Greife Deutschlands gehen in die Zehntausende, während es beispielsweise von Wanderfalken, See- oder Steinadlern nur wenige Dutzend bis hundert Brutpaare gibt.

Männlicher Turmfalke | Vogel des Jahres 2007: der Turmfalke – Deutschlands zweithäufigster Greifvogel
Dennoch kürten nun der Naturschutzbund (Nabu) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Turmfalken (Falco tinnunculus) zum "Vogel des Jahres 2007". Er ist mit seinen rund 35 Zentimetern Körpergröße und 75 Zentimetern Flügelspannweite ein kleiner Verwandter des Wanderfalken, der 1971 der erste Jahresvogel überhaupt war.

Eines der wichtigsten Kennzeichen des Turmfalken ist sein Rüttelflug, während dem er mit heftigen Flügelschlägen und breit gefächertem Schwanz in der Luft stehend nach Mäusen, Eidechsen und Insekten späht – einmal erblickt, versucht er sie im schnellen Stoßflug zu erbeuten. Bussarde rütteln dagegen nur selten und auch nur kurzfristig, sie bevorzugen den Gleitflug in der Höhe.

Charakteristisch ist auch sein Federkleid: Erwachsene Männchen besitzen leuchtend rotbraune Rücken- und Flügelfedern mit kleinen schwarzen, rautenförmigen Einsprengungen, eine helle Brust sowie einen grauen Kopf und Schwanz mit schwarzer Endbinde. Die Weibchen dagegen sind relativ einheitlich rotbraun mit ebenfalls heller Unterseite und nur schwacher brauner Bänderung der Federn. Die Geschlechter sind also relativ leicht auseinanderzuhalten. Verwechslungsgefahr besteht in Deutschland höchstens mit einem verirrten Rötelfalken (Falco naumanni), der aber wirklich nur extrem selten hierzulande auftaucht. Der Mäusebussard hingegen ist – als Ausschlusskriterium – nicht nur deutlich größer, sondern hat auch ein dunkelbraunes Gefieder.

Gerade in Nestnähe häufiger zu hören sind die typischen kikiki-Laute der Männchen, die ausgestoßen werden, wenn sich die Tiere gestört fühlen oder Beute an das Weibchen übergeben. Turmfalken sind typische Kulturfolger, die bis in die Innenstädte vordringen, wo sie in Kirchtürmen oder Gebäudefassaden brüten können. Doch hier beginnt langsam die Gefährdung der immer noch häufigen Art, denn Nistmöglichkeiten an geeigneten Gebäuden werden bei Sanierungen häufig verschlossen und Kirchtürme oftmals von außen unzugänglich gemacht, um Stadttauben abzuwehren.

Zudem macht ihm die Industrialisierung der Landwirtschaft zunehmend zu schaffen. In eintönigen Kulturlandschaften ohne Hecken und andere Kleinbiotope geht ihm schlicht die Nahrungsquelle verloren. Deshalb hat auch die Zahl der Turmfalken in einigen Teilen Deutschlands in den vergangenen dreißig Jahren deutlich abgenommen. So sei in Baden-Württemberg die Zahl der Brutpaare um mehr als die Hälfte zurückgegangen, in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern sowie Sachsen hätten sich die Bestände um mehr als zwanzig Prozent reduziert, warnte Nabu-Vizepräsident Helmut Opitz.

Greifvögel seien außerdem wieder zunehmend durch den Einsatz von Pflanzen- und Insektenschutzmitteln in der Landwirtschaft bedroht, merkte LBV-Vorsitzender Ludwig Sothmann weiter an. Als Endglieder in der Nahrungskette würden sie durch ihre Beute, die sich vom Feld ernährt, regelrecht vergiftet. Die Chemikalien reichern sich im Körper der Beutegreifer an und reduzieren ihren Bruterfolg etwa durch zu dünne Eischalen oder verkümmerte Embryonen – ein Problem, dass bereits unter dem Schlagwort DDT in den 1960/70er Jahren einige Greifvogelarten in Deutschland an den Rande der Ausrottung brachte. Eine naturverträgliche Landwirtschaft mit breiten Acker- und Wegrändern, die ohne Insektizide und Pestizide auskommt, seien wichtige Schutzmaßnahmen für den Turmfalken und andere Greifvögel, so Sothmann.

Momentan leben in Deutschland aber immer noch knapp 50 000 Turmfalken-Paare, europaweit sind es etwa 350 000 Brutpaare. Der Turmfalke ist damit die häufigste Falkenart in Europa, dennoch entschieden sich die beiden Naturschutzverbände für diese Art, weil er sinnbildlich für den Greifvogelschutz steht. Und weil er von Interessierten leicht zu beobachten ist.

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