Eingeschleppte Arten: Vogelfütterung schadet einheimischen Arten
Neuseelands einheimische Vogelwelt hat es nicht leicht: Seit Menschen das pazifische Archipel besiedelt haben, starben mehr als 40 Prozent der nur dort heimischen Arten aus – darunter die straußengroßen Moas und flugunfähige Singvögel wie der Stephen-Island-Schlüpfer. Von den heute noch vorhandenen rund 70 Arten gelten die meisten als gefährdet, und nun droht ihnen auch noch von unerwarteter Seite Ungemach: Großzügig im eigenen Garten ausgestreutes Vogelfutter fördert nach den Erkenntnissen von Josie Galbraith von der University of Auckland und ihren Kollegen vor allem eingeschleppte Arten und geht auf Kosten der verbliebenen einheimischen. Die Biologen hatten über eineinhalb Jahre experimentell beobachtet, wie sich die Avifauna in Gärten rund um Auckland durch Fütterung verändert: Die Hälfte der Teilnehmer legte dazu Brot und Samen aus – die gängigsten Gaben, die neuseeländische Vögel durch wohlmeinende Tierfreunde erhalten –, die Vergleichsgruppe verzichtete auf die Zufütterung.
Am Ende ergab die jeweils morgendliche Zählung in den 23 beteiligten Gärten ein eindeutiges Bild: Absichtlich eingeführte oder versehentlich eingeschleppte Vogelarten wie europäische Haussperlinge oder asiatische Perlhalstauben (Spilopelia chinensis) profitierten von der Zusatznahrung und frequentierten diese Gärten deutlich häufiger. Sie ernähren sich von verschiedensten Futtersorten und damit auch von Brot und Körnern. Einheimische Arten wie der Tui (Prosthemadera novaeseelandiae) nutzten das Angebot dagegen nicht zu ihrem Vorteil oder gingen sogar zahlenmäßig zurück, wie bei der Maorigerygone (Gerygone igata) beobachtet: Diese endemischen Spezies sind auf Nektar, Früchte oder Insekten spezialisiert, die von den Tierfreunden meist nicht angeboten werden. Dadurch gerate die einheimische Vogelwelt weiter ins Hintertreffen, so die Forscher, da sie mit den Neuankömmlingen um Nistplätze und ökologische Nischen konkurrieren. Der Trend war aber zumindest in der Studie reversibel: Beendeten die Teilnehmer ihr selektives Füttern gänzlich, nahm auch die Zahl der eingebürgerten Exoten in den Gärten wieder deutlich ab.
Das Füttern von Vögeln ist in vielen Ländern eine beliebte Naturbeschäftigung: In Deutschland werden jeden Winter schätzungsweise 20 Millionen Euro für Meisenknödel und Samenmischungen ausgegeben. Doch die menschlichen Gaben sind durchaus umstritten, denn verschmutzte Futterstellen können Seuchen begünstigen. Zudem würden dadurch eher häufige Allerweltsarten gefördert, während seltenere Spezies oder Zugvögel nicht nur nicht profitierten, sondern zusätzlich unter der gestärkten Konkurrenz litten – so lautet einer der Kritikpunkte. Zumindest im Winter spreche dagegen nichts gegen das Ausbringen von Extrafutter, meinen wiederum viele Naturschutzorganisationen. Am meisten haben die Tiere allerdings von einem naturnahen Garten, und das dürfte auch für Neuseeland gelten.
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