H5N1: Rohmilch infiziert Mäuse mit Vogelgrippe
Seit sich das Vogelgrippevirus H5N1 unter Kühen verbreitet, rätseln Fachleute, ob auch Milch für Menschen gefährlich sein könnte. Denn Spuren des Erregers sind selbst in pasteurisierter Milch nachweisbar. Während die hitzebehandelte Milch laut Experimenten ungefährlich ist, enthält Rohmilch große Mengen des Virus. Nun hat ein Team um Lizheng Guan von der University of Wisconsin-Madison in Tierversuchen gezeigt, dass sich Mäuse beim Verzehr von Rohmilch mit H5N1 anstecken und sogar schwer krank werden. Wie das Team in der Fachzeitschrift »New England Journal of Medicine« berichtet, erkrankten die Mäuse binnen kurzer Zeit, nachdem sie 50 Mikroliter der unbehandelten, virusbelasteten Milch geschluckt hatten. Das stützt die Vermutung, dass sich Menschen durch den Verzehr von Rohmilch mit dem Erreger anstecken können.
Der Grippe-Subtyp H5N1 zirkuliert seit Jahrzehnten unter Geflügel in Asien und infiziert auch immer mal wieder Menschen. Von den Betroffenen stirbt etwa die Hälfte. Im Jahr 2020 entstand eine neue Variante von H5N1, die sich seither mit enormer Geschwindigkeit weltweit unter Wildvögeln verbreitet und unzählige von ihnen getötet hat. Während sich immer wieder Säugetiere mit dem Virus infizieren, scheint die neue Erregervariante für Menschen bisher weniger ansteckend zu sein als das Original. Doch mit der Epidemie unter Milchkühen in den USA wächst die Gefahr, dass die Vogelgrippe auf den Menschen übergeht und sich schließlich auch in der Bevölkerung verbreiten kann.
Dadurch, dass große Mengen des Virus in Milch auftauchen, sind nicht nur die Menschen in den Milchbetrieben H5N1 ausgesetzt, sondern potenziell große Teile der Bevölkerung. Die Hitzebehandlung beim Pasteurisieren tötet das Virus zwar ab, so dass man sich an Milch aus dem Einzelhandel nicht anstecken kann – aber viele Menschen konsumieren auch unbehandelte Milch. Die Versuche an Mäusen zeigen nun, dass es prinzipiell möglich ist, sich durch deren Verzehr anzustecken.
Allerdings haben die Mäuse in dem Versuch die Milch nicht eigenständig gefressen. Stattdessen spritzte ihnen die Arbeitsgruppe um Guan eine definierte Menge davon in den Rachen. Die Untersuchung der erkrankten Mäuse zeigte außerdem, dass das Virus hauptsächlich die Atemwege befallen hatte. Während H5N1 bei Kühen primär die Milchdrüsen befällt, hat es sich also bei den Mäusen zurück zu einer potenziell über Aerosole und Tröpfchen übertragenen Infektion entwickelt. Die Fachleute prüften jedoch nicht, ob sich Mäuse auch gegenseitig anstecken können.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.