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Ökologie: Vogelsterben durch Vitaminmangel

Regelmäßige Bestandsaufnahmen der Vogelpopulationen in Europa ergaben bei vielen Arten einen Rückgang seit den späten 1970er Jahren. Als Grund gelten Lebensraumvernichtung und Klimawandel. Nun haben schwedische Forscher einen weiteren möglichen Schuldigen ausgemacht: Mangel an Vitamin B1 oder Thiamin, das für ein funktionierendes Nervensystem dringend benötigt wird.

Lennart Balk von der Universität Stockholm und andere Beobachter hatten schon länger festgestellt, dass Vögel im Ostseeraum in zunehmender Zahl an einer eigenartigen Lähmung zu Grunde gehen. Von ihr waren etwa in Südschweden 451 von 837 sterbend aufgefundenen Vögeln befallen. Der Leidensweg der Tiere verläuft schrittweise. Zuerst haben sie Schwierigkeiten die Flügel anzulegen, dann können sie nicht mehr fliegen und verlieren den Appetit. Danach fällt es ihnen schwer zu atmen, und sie verlieren jegliche Kraft in den Beinen. Zuletzt können sie nur noch mühsam kriechen, bevor sie verenden.

Bei Analysen der an der Lähmung gestorbenen Vögel entdeckten Balk und seine Kollegen einen Mangel an dem Nervenvitamin B1. Damit lassen sich die Symptome zwanglos erklären. Betroffen waren Vögel wie Silbermöwe, Star und Eiderente, die sich in Ernährungsweise, Lebensraum und Zugverhalten stark unterscheiden. Zum Beweis ihrer Diagnose injizierten die Forscher erkrankten Tieren Thiamin. Fast alle erholten sich daraufhin, während die Kontrollgruppe mit einem Placebo keine Verbesserung zeigte.

Weitere Nachforschungen ergaben, dass Lähmungserscheinungen 1982 bereits erwähnt wurden. Demnach scheint das Problem weitgehend unbemerkt schon seit über 25 Jahren zu bestehen. Gegenmaßnahmen sind schwierig, weil die Ursache des Thiaminmangels bisher rätselhaft ist. Sie sollte nach Ansicht der skandinavischen Forscher dringend geklärt werden; denn möglicherweise leiden außer Vögeln auch andere Tiere darunter.

Andreas Baumann

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