Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Vom Mond bis zu einem Quasar – Die Highlights der zweiten Aprilhälfte
Der Frühlingshimmel steht nun in seinem vollen Glanz und lässt sich die gesamte Nacht hindurch beobachten. Am 26. April ist Neumond, und schon einen Tag später kann man die junge schmale Mondsichel im Westen untergehen sehen. Sie bietet im Fernglas einen reizvollen Anblick.
Derzeit lassen sich zwei Kometen recht gut am Himmel sichten: Der hellere von ihnen ist 41P/Tuttle-Giacobini-Kresák mit einer Helligkeit von etwas mehr als 7 mag. Er bewegt sich geradewegs durch das Sternbild Drache in Richtung auf die kommenden Sommersternbilder zu. Gegen Ende April tritt der Komet in das Sternbild Herkules ein. Der zweite Komet ist C/2012 V2 Johnson. Er ist mit 9 bis 10 mag deutlich leuchtschwächer als 41P, aber lässt sich mit einem Teleskop noch gut sichten. Der Schweifstern ist auch weiter von uns entfernt und bewegt sich deshalb viel langsamer am Himmel als 41P. Er zieht eine annähernd gerade Bahn vom Herkules in Richtung des Bärenhüters (lateinisch: Bootes).
Der Himmel bietet auch wieder einiges für den Beobachter mit Fernglas. Im Sternbild Kleiner Löwe – es befindet sich an den Hinterläufen des Großen Bären – kann man einen schönen Asterismus finden. Solche Gebilde sind auffällige und zufällige Anhäufungen von Sternen in einem relativ kleinen Bereich des Himmels, die aber keinen physikalischen Bezug zueinander haben, also keinen echten Sternhaufen bilden. Zwei besonders schöne Asterismen aus dem Buch "Pattern Asterisms" von John A. Chiravalle möchte ich noch zusätzlich erwähnen: nämlich die "Maurerkelle" mitten im Sternbild Jungfrau und den "Verlobungsring" im Kleinen Bären mit dem Polarstern als Diamanten. Die Maurerkelle findet man auf der halben Strecke von den Sternen Spika (Alpha Virginis) nach Zeta Virginis. Die auffälligen Sterne 65 und 66 Virginis bilden die Spitze der Kelle.
Der Verlobungsring lässt sich mit Hilfe des Polarsterns leicht finden. Diesen wiederum entdecken Sie, wenn Sie die Strecke zwischen den beiden hinteren Sternen des Wagenkastens im Sternbild Großer Bär um das Fünffache in gerader Richtung verlängern. Die Sterne des Verlobungsrings bilden einen ovalen Ring an der linken Seite des Polarsterns und wirken, als ob man von oben schräg auf den Ring schauen würde.
Weitere Fernglasobjekte sind in der ersten Nachthälfte die offenen Sternhaufen NGC 1746, 1647, 1807 und 1817 im Sternbild Stier. Die ersten beiden sind etwas größer und liegen auf der Stirn, beziehungsweise zwischen den Hörnern des Stiers. NGC 1807 und 1817 sind kleiner. Sie befinden sich nahe beieinander zwischen den Sternen Aldebaran und Zeta Tauri.
Wer diese Beobachtungstipps schon etwas länger verfolgt, weiß, dass man in einer Nacht ohne das helle Licht des Mondes oder andere Störlichtquellen besonders weit ins Weltall schauen kann. Bei der letzten Neumondphase im März behandelte ich die großen Galaxienhaufen auf der "Straße der Galaxien" am Frühlingshimmel. Diese Galaxienhaufen sind mit Distanzen von mehreren hundert Millionen Lichtjahren schon weit von uns entfernt. Es geht jedoch noch mehr, denn derzeit lässt sich im Sternbild Jungfrau ein Objekt beobachten, dessen Entfernung alle diese Welteninseln wortwörtlich in den Schatten stellt. Sein Name ist 3C 273, es ist ein Quasar. Der Begriff ist eine Verkürzung des Ausdrucks "quasi-stellares Objekt", also etwa "sternartiges Objekt". Er ergab sich aus dem sternartigen Erscheinungsbild im Teleskop, als die Forscher optische Gegenstücke zu rätselhaften kosmischen Radioquellen fanden, die seit den 1940er Jahren entdeckt wurden. Quasare sind keinesfalls Sterne, sondern die aktiven Zentren von Galaxien, in denen sich ein extrem massereiches Schwarzes Loch befindet. Dieses ist dabei, große Mengen an Materie zu verschlingen und stößt gleichzeitig einen Teil in Form von zwei gerichteten Gasstrahlen, den Jets, aus. Weist einer von diesen zufällig in unsere Richtung, so erscheint der aktive Galaxienkern als ein sternartiger Punkt.
3C 273 ist etwa 2,4 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt und leuchtet mit einer Helligkeit von 12,8 mag. Wenn wir sein Licht im Teleskop erblicken – es sollte etwa eine Öffnung von mindestens 15 Zentimetern aufweisen – sehen wir in eine Epoche hinein, als es auf der Erde nur einzelliges Leben gab. Die Bezeichnung "3C" geht auf den dritten Katalog von Radioquellen der Universität Cambridge zurück, das dieses Objekt als den 273sten Eintrag aufführt. Ich werde bei Führungen in der Sternwarte Aachen oft gefragt, ob man denn auch ein Schwarzes Loch durch das Teleskop sehen könne – ich antworte dann, einen Quasar zu beobachten, kommt dem wohl am nächsten.
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