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News: Vom Winde verweht

Zum ersten Mal konnten Forscher in der Natur beobachten, was sie sonst nur aus dem Experiment kennen: Aus der Wüste Gobi aufgewirbelte eisenhaltige Sande düngen die Algen im Nordpazifik. Und schon wieder stellt sich die Frage, ob man so dem Treibhauseffekt beikommen könnte.
<i>Carbon Explorer</i>
Eigentlich ist im Meerwasser alles drin, was eine Alge braucht, und dennoch: In vielen Regionen der Weltmeere, wo die Nährstoffkonzentrationen hoch sowie Licht, Temperatur und Salzgehalt optimal sind, gedeiht das Phytoplankton nur beschwerlich. Was in diesen so genannten HNLC-Regionen (high nutrient, low chlorophyll) fehlt, ist das Spurenelement Eisen.

Der 1993 verstorbene John Martin von der Woods Hole Oceanographic Institution hatte deshalb postuliert, dass sich die Algenproduktion durch Düngung mit Eisen steigern ließe und auf diese Weise der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid entzogen werden könne. Das wäre ein eleganter Weg aus dem globalen Treibhaus, und in der Tat haben hernach mehrere Experimente gezeigt, dass die Eisendüngung prinzipiell funktioniert.

Schon seit den dreißiger Jahren vermuten Forscher, dass die Natur nicht anders handelt und den Ozean bisweilen mit Eisen düngt - und zwar, indem sie den Spurenstoff mit kräftigen Sandstürmen aus den Wüsten in die Meere bringt. Jetzt haben Forscher um James Bishop vom Lawrence Berkeley National Laboratory mithilfe von zwei Forschungsbojen im Nordpazifik ein solches Ereignis erstmals live beobachtet.

Die Carbon Explorers im Rahmen des Project Argo waren am 10. April 2001 gut 1600 Kilometer westlich von Vancouver ins Meer entlassen worden und führten in der Folgezeit Messungen von Temperatur, Salzgehalt und partikulärem Kohlenstoff - sprich: Planktondichte - durch. Dazu tauchten die Bojen in verschiedene Tiefen herab und sendeten die Daten regelmäßig per Satellit in alle Welt.

Einige Tage zuvor hatten NASA-Satelliten in der Wüste Gobi einen großen Sandsturm beobachtet, der wenig später bereits bis Japan verweht wurde und schließlich die Carbon Explorers im Nordpazifik erreichte.

Fünf Tage, nachdem sich der Sandsturm gelegt hatte, verzeichneten die Bojen dann einen kräftigen Anstieg des Algenwachstums. Innerhalb der nächsten zwei Wochen kam es zu einer wahren Algenblüte, während der sich der Gehalt des partikulären Kohlenstoffs im Meerwasser verdoppelte - genau so, wie es die Forscher früher schon nach künstlichen Eisendüngungen beobachtet hatten. Hinzu kam eine Bestätigung des SeaWiFS-Satelliten (Sea-viewing Wide Field-of-view Sensor) der NASA, der den entsprechenden Anstieg der Chlorophyll-Konzentrationen verzeichnete.

Ob allerdings John Martins Idee, der Atmosphäre durch Eisendüngung Kohlendioxid zu entziehen und so dem Treibhauseffekt entgegen zu wirken, wirklich funktioniert, bleibt überaus zweifelhaft. Denn die Algen binden das leidige Kohlendioxid aus der Atmosphäre nur dann, wenn sie am Ende ihres Lebens rasch zum Meeresboden sinken und dort langfristig in den Sedimenten verschwinden. Ob dem aber so ist, bleibt noch zu erforschen.

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