Fortpflanzung: Von der Wiege bis zur Bahre
Flussaale sind bekannt für ihre paarungsbedingte Wanderfreudigkeit. Doch wohin genau die glitschigen Gesellen eigentlich reisen und wo sie sich paaren und sterben, darum rankt sich noch so manches Geheimnis.
Aale sind ein beliebter Bestandteil unserer Speisekarte – so beliebt, dass einige Arten inzwischen vom Aussterben bedroht sind. So hat sich etwa der Bestand des Europäischen Flussaals (Anguilla anguilla) in den letzten 30 Jahren um 99 Prozent reduziert. Auch der von Feinschmeckern bevorzugte Japanische Aal (Anguilla japonica), obwohl in seinem Bestand noch zahlreicher, gilt als bedroht.
Und die Fischzucht steht vor einem grundlegenden Problem: Einmal abgesehen vom Wandertrieb, wurden die Tiere bislang immer ohne Eier oder Spermien angetroffen. Die Zeugung und Kinderstube der Aale blieb daher lange rätselhaft und Thema wildester Spekulationen. So vermutete etwa Aristoteles, Aale würden sich überhaupt nicht paaren – sie entstünden vielmehr durch eine Urzeugung aus der Vermischung der Elemente Wasser und Erde: Aale, aus Schlamm geboren.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts entlarvten Wissenschaflter die kleine, durchsichtige Fischart Leptocephalus brevirostris als Jugendstadium der Aale. 1924 fand der Däne Johannes Schmidt dann während einer systematischen Planktonuntersuchung im Nordatlantik zahlreiche Larven des Europäischen Flussaales: Die Suche nach den Laichgebieten und Wanderwegen dieser Knochenfische war eröffnet.
Inzwischen weiß man, dass die Leptocephali oder Weidenblattlarven – so benannt nach ihrer Gestalt – der Europäischen Flussaale nach über drei Jahren mit dem Golfstrom an die europäischen Küsten gelangen, wo sie sich dann in einer eintägigen Metamorphose in die nur streichholzdicken und 6,5 Zentimeter langen, durchsichtigen Glasaale verwandeln. Dort verweilen sie dann einige Zeit an den Küsten und in der Nähe von Flussmündungen, um ihren Organismus an die Umweltbedingungen des Süßwassers anzupassen, und wagen dann den beschwerlichen Weg gegen die Strömung flussaufwärts, wo sie die meiste Lebenszeit verbringen. Erst nach bis zu 15 Jahre steigen sie wieder herab und kehren zurück ins Meer, um sich zu paaren und dann zu sterben.
Wo ganz genau der geheimnisvolle Ort jedoch liegt, an dem die Aale Leben schenken und beenden, konnte in den vergangenen Jahren aber weder für den Europäischen noch für den Japanischen Aal mit Gewissheit bestimmt werden. Allerdings ergab die Sammlung der Weidenblattlarven beider Arten zumindest grobe Einordnungen: Den Nachwuchs der Europäischen Flussaale etwa stammt offenbar aus der Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln – denn hier wurden die jüngsten Larven gefunden.
Auch die bevorzugte Paarungsregion des Japanischen Flussaals hatten Sammlungen seines Nachwuchses zumindest eingrenzen können: irgendwo in der Nähe der Marianen-Inseln im Philippinischen Meer. Nun bringt eine neue Studie des Meeresforschers Katsumi Tsukamoto von der Universität Tokio weiteres Licht ins Dunkel. Genau auf 14 bis 17 Grad nördlicher Breite und 142 bis 143 Grad westlicher Länge liegen Wiege und Bahre des Japanischen Flussaals. Hier bietet ein unterseeischer Berg beste Paarungs- und Eiablagemöglichkeiten.
Die Forscher entdeckten diesen Bereich durch eine Analyse der Larven-Funde der letzten 50 Jahre, mit der sie eine erste geografische Einordnung und den ungefähren Zeitpunkt des Schlüpfens der Larven ermitteln konnten: um den ersten Neumond im Juni. An diesem und den zwei folgenden Tagen sammelten die Forscher dann im vergangenen Jahr 190 Aal-Larven. Die nur 4 bis 5 Millimeter kleinen Jungstadien fanden sie westlich der Suruga-Meeresbodenerhöhung, die jüngsten von ihnen waren noch blind. Anhand täglicher Wachstumsringe in den Otolithen, den Gehörsteinchen höherer Fische, konnten die Wissenschaftler nun den genauen Zeitpunkt bestimmen, an denen die Baby-Aale geschlüpft waren: genau vier Tage vor Neumond.
Bei der Wahl ihres Laichortes, so die Wissenschaftler, bewiesen die Japanischen Aale ein gutes Gespür. Denn in der entsprechenden Region liegt die Kuroshio-Strömung, die den Aal-Nachwuchs sachte nach Nord-Osten trägt: an die Küsten von Ostchina und Japan, wo der Migrationskreislauf dann wieder von vorne beginnen kann.
Und die Fischzucht steht vor einem grundlegenden Problem: Einmal abgesehen vom Wandertrieb, wurden die Tiere bislang immer ohne Eier oder Spermien angetroffen. Die Zeugung und Kinderstube der Aale blieb daher lange rätselhaft und Thema wildester Spekulationen. So vermutete etwa Aristoteles, Aale würden sich überhaupt nicht paaren – sie entstünden vielmehr durch eine Urzeugung aus der Vermischung der Elemente Wasser und Erde: Aale, aus Schlamm geboren.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts entlarvten Wissenschaflter die kleine, durchsichtige Fischart Leptocephalus brevirostris als Jugendstadium der Aale. 1924 fand der Däne Johannes Schmidt dann während einer systematischen Planktonuntersuchung im Nordatlantik zahlreiche Larven des Europäischen Flussaales: Die Suche nach den Laichgebieten und Wanderwegen dieser Knochenfische war eröffnet.
Inzwischen weiß man, dass die Leptocephali oder Weidenblattlarven – so benannt nach ihrer Gestalt – der Europäischen Flussaale nach über drei Jahren mit dem Golfstrom an die europäischen Küsten gelangen, wo sie sich dann in einer eintägigen Metamorphose in die nur streichholzdicken und 6,5 Zentimeter langen, durchsichtigen Glasaale verwandeln. Dort verweilen sie dann einige Zeit an den Küsten und in der Nähe von Flussmündungen, um ihren Organismus an die Umweltbedingungen des Süßwassers anzupassen, und wagen dann den beschwerlichen Weg gegen die Strömung flussaufwärts, wo sie die meiste Lebenszeit verbringen. Erst nach bis zu 15 Jahre steigen sie wieder herab und kehren zurück ins Meer, um sich zu paaren und dann zu sterben.
Wo ganz genau der geheimnisvolle Ort jedoch liegt, an dem die Aale Leben schenken und beenden, konnte in den vergangenen Jahren aber weder für den Europäischen noch für den Japanischen Aal mit Gewissheit bestimmt werden. Allerdings ergab die Sammlung der Weidenblattlarven beider Arten zumindest grobe Einordnungen: Den Nachwuchs der Europäischen Flussaale etwa stammt offenbar aus der Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln – denn hier wurden die jüngsten Larven gefunden.
Auch die bevorzugte Paarungsregion des Japanischen Flussaals hatten Sammlungen seines Nachwuchses zumindest eingrenzen können: irgendwo in der Nähe der Marianen-Inseln im Philippinischen Meer. Nun bringt eine neue Studie des Meeresforschers Katsumi Tsukamoto von der Universität Tokio weiteres Licht ins Dunkel. Genau auf 14 bis 17 Grad nördlicher Breite und 142 bis 143 Grad westlicher Länge liegen Wiege und Bahre des Japanischen Flussaals. Hier bietet ein unterseeischer Berg beste Paarungs- und Eiablagemöglichkeiten.
Die Forscher entdeckten diesen Bereich durch eine Analyse der Larven-Funde der letzten 50 Jahre, mit der sie eine erste geografische Einordnung und den ungefähren Zeitpunkt des Schlüpfens der Larven ermitteln konnten: um den ersten Neumond im Juni. An diesem und den zwei folgenden Tagen sammelten die Forscher dann im vergangenen Jahr 190 Aal-Larven. Die nur 4 bis 5 Millimeter kleinen Jungstadien fanden sie westlich der Suruga-Meeresbodenerhöhung, die jüngsten von ihnen waren noch blind. Anhand täglicher Wachstumsringe in den Otolithen, den Gehörsteinchen höherer Fische, konnten die Wissenschaftler nun den genauen Zeitpunkt bestimmen, an denen die Baby-Aale geschlüpft waren: genau vier Tage vor Neumond.
Bei der Wahl ihres Laichortes, so die Wissenschaftler, bewiesen die Japanischen Aale ein gutes Gespür. Denn in der entsprechenden Region liegt die Kuroshio-Strömung, die den Aal-Nachwuchs sachte nach Nord-Osten trägt: an die Küsten von Ostchina und Japan, wo der Migrationskreislauf dann wieder von vorne beginnen kann.
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