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Motivation: Von einer Schwäche zu sprechen, hat Folgen

Läuft es in einem Bereich nicht so richtig? Dann Vorsicht bei der Wortwahl: Sie beeinflusst, wie hoch wir die Chancen auf Veränderung einschätzen.
Ein junger Mensch sitzt vor dem Computer und hadert mit sich
Wer nicht an sich glaubt, lässt sich auch leicht entmutigen. (Symbolbild)

Das kannst du besser, da ist noch Luft nach oben – so etwas sagen Lehrkräfte, wenn sie ihren Schützlingen angesichts einer schwachen Leistung Mut machen wollen. Mit gutem Grund: Die Wortwahl macht einen Unterschied. Das zeigen Experimente von Adam Abdulla von der Robert Gordon University in Aberdeen. Wie der Psychologe in der Fachzeitschrift »Psychological Reports« schreibt, gilt das vor allem für Menschen, die sich wenig zutrauen.

Im ersten Experiment sollten Studentinnen zunächst auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent einschätzen, wie gut sie sich beim Arbeiten selbst managen, zum Beispiel ihre Aufgaben planen oder sich auf eine Aufgabe konzentrieren können. Dann sollten sie über einen Aspekt der Selbstregulation schreiben, in dem sie nicht erfolgreich waren. Die Hälfte der Versuchspersonen bekam eine Instruktion, in der dieser Aspekt fortan als »Schwäche« bezeichnet wurde, bei der anderen Hälfte stand »Bereich mit Verbesserungspotenzial«. Am Ende sollten sie ihre Chancen beurteilen, an dieser Sache etwas ändern zu können: Lag es in ihrer Kontrolle?

War von einer Schwäche die Rede, schien es ihnen weniger leicht, die Schwierigkeiten zu beheben. Das galt jedoch nur für diejenigen, die sich generell ein schlechtes Selbstmanagement bescheinigten, in der Fachsprache: bei geringer Selbstwirksamkeitserwartung. Diese Studentinnen erwarteten nach demotivierenden Worten noch weniger, selbst etwas ändern zu können. Bei gutem Selbstmanagement war es umgekehrt: Die Erwartung, etwas ändern zu können, stieg sogar, wenn das Problem als Schwäche bezeichnet wurde.

Das zweite Experiment, diesmal mit weiblichen und männlichen Studierenden, lief ebenso ab wie das erste, nur wurden die Worte »Schwäche« oder »Verbesserungspotenzial« noch häufiger verwendet. Wiederum war der Effekt besonders groß, wenn die Studierenden ihre Selbstmanagementfähigkeiten unterdurchschnittlich einschätzten. Eine ungünstige Wortwahl wirkt demnach vor allem auf jene Menschen demoralisierend, die ohnehin nicht an sich glauben.

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