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News: Von gerupften Hühnern und verklebten Windschutzscheiben

Für die meisten Wissenschaftler, die auch in diesem Jahr wieder keinen Nobelpreis bekommen haben, gibt es einen Trost: Sie sind zumindest auch nicht mit dem Ig-Nobelpreis „ausgezeichnet” worden. Er wird von dem humoristischen Wissenschaftsmagazin Annals of Improbable Research für Experimente vergeben, die nicht nachgemacht werden können oder sollten.
In den geheiligten Hallen der Harvard University fand zum siebten Male die „erstmalige” Verleihung des jährlichen Ig-Nobelpreises statt. Von den zehn Laureaten, die geehrt wurden, war allerdings nur ein einziger anwesend.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Nobelpreisen wird die Auszeichnung der Annals of Improbable Research bei Bedarf auch posthum vergeben. So zum Beispiel an Bernard Vonnegut von der State University of New York, Albany (USA). Er bekam den Preis in Meteorologie für seine Untersuchungen, ob die Windgeschwindigkeit in Tornados sich mit Hilfe toter Hühner bestimmen läßt. In seinem Bericht, der in der Oktoberausgabe von Weatherwise erschienen ist, stellt er jedoch fest, daß dieses Verfahren ungeeignet sei. Die Technik, die zwischen 1842 und 1890 entwickelt wurde, schrieb vor, tote Hühner mit einer Kanone in den Tornado hineinzuschießen. Es ließ sich dann aber nicht mehr nachweisen, ob die Hühner eigentlich durch den Tornado oder vielleicht eher von der Kanone gerupft wurden.

Die Entdeckung, daß Hintergrundmusik in Fahrstühlen das Immunsystem zu stärken scheint, brachte Carl Charnetski und Francis Brennan von der Wilkes University, Wilkes-Barre (USA), sowie James Harrison vom Muzak Ltd. in Seattle (USA), die Lorbeeren in Medizin ein. Sie ließen Studierende 30 Minuten lang leichten Jazz anhören und maßen anschließend die Menge des Immunoglobulins A im Speichel – sie lag um 14 Prozent höher als ohne Berieselung. „Es ist eine sehr seriöse und sauber durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung,” meint Charnetski. Könnte Musik im Fahrstuhl also vor Schnupfen schützen?

Als einziger Preisträger kam der Stadtökologe Mark Hostetler von der University of Florida (USA) persönlich zur Feierstunde. Der frisch promovierte Forscher hat indirekt 12 000 Meilen Landstraße untersucht, indem er von den Windschutzscheiben von Überlandbussen alle Insekten kratzte, die dort ihr Leben gelassen hatten und kleben geblieben waren. Seine Ergebnisse sind nachzulesen in dem Buch That Gunk on Your Car: A unique guide to insects of North America (Red.: Die Schmiere an Ihrem Auto: ein einzigartiger Insektenführer von Nordamerika) aus dem Verlag Ten Speed Press. Dort finden sich wunderbare Farbfotos – von Tieren vor und nach dem Kontakt mit der Windschutzscheibe – sowie naturkundliche Informationen. Hostetler sagte bei der Preisverleihung:„Zumindest sind diese Insekten nicht umsonst gestorben.”.

Die Ig-Nobelpreise 1997 im Überblick

Astronomie: Richard Hoagland (USA), weil er menschliche Formen – z.B. ein Gesicht – auf dem Mars entdeckt hat und kilometerhohe Gebäude auf der Rückseite des Monds.

Biologie: T. Yagyu und seine Kollegen für ihre Untersuchung menschlicher Hirnwellen beim Genuß von Kaugummi mit verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Entomologie: Mark Hostetler für sein beispielhaftes Buch über die Insektenmatsche an den Windschutzscheiben amerikanischer Autos.

Frieden: Harold Hillman für seinen liebevoll gemachten Bericht über die verschiedenartigen Schmerzerfahrungen bei unterschiedlichen Formen der Hinrichtung (The Possible Pain Experienced During Execution by Different Methods).

Kommunikation: Sanford Wallace, weil weder Regen noch Schneeregen noch die dunkle Nacht den selbsternannten Kurier davon abhalten konnten, seine blödsinnige elektronische Post in der ganzen Welt zu verteilen.

Literatur: Doron Witztum, Eliyahu Rips, Yoav Rosenberg und Michael Drosnin für ihren haarspalterischen statistischen Nachweis, daß die Bibel einen versteckten Geheimcode enthält.

Medizin: Carl J. Charnetski, Francis X. Brennan und James F. Harrison für die Erkenntnis, daß Hintergrundmusik in Aufzügen die Produktion von Immunoglobulin A fördert und somit vielleicht gegen Erkältungen vorbeugen kann.

Meteorologie: Bernard Vonnegut für seinen enthüllenden Bericht über das Rupfen von Hühnern durch Tornados, womit deren Windgeschwindigkeit bestimmt werden sollte.

Physik: John Bockris für seine weitreichenden Erfolge mit kalter Kernfusion, bei der Umwandlung anderer Elemente zu Gold und die elektrochemische Verbrennung von Hausmüll.

Wirtschaft: Akihiro Yokoi und Aki Maita, Vater und Mutter aller Tamagotchis, weil sie Millionen Mensch-Stunden weg von der Arbeit umgeleitet haben zur Pflege eines virtuellen Haustieres.

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