News: Von hinten durch die Brust ins Auge
Dabei wollten sie den so genannten Erdschein erkunden, jenes von der Erde reflektierte Sonnenlicht, das den Neumond in ein fahles und aschgraues Licht taucht. Und dieses blasse Leuchten des Mondes verrät einiges über die Erde, unter anderem - so hofften die Forscher jedenfalls - sollte es von der irdischen Vegetation zeugen.
Nun scheint es wenig einleuchtend, mithilfe des Erdscheins erfahren zu wollen, dass es auf der Erde Wälder und Wiesen gibt - wenn das Ziel der Wissenschaftler nicht ein ganz anderes wäre: An der Erde wollten sie testen, ob sich auf diese Weise die Vegetation auf extrasolaren Planeten ausmachen ließe.
Deshalb waren die Forscher auch nicht an Satellitendaten interessiert, denn Satelliten sind der Erde viel zu nahe, "sehen" also immer nur einen kleinen Ausschnitt der Erde. Arnold und seine Mitarbeiter wollten vielmehr das Durchschnittsspektrum der beleuchteten Erde, und das lässt sich nur aus sehr großer Entfernung ermitteln - vom Mond beispielsweise. Aufgrund seiner rauen Oberfläche streut er zudem das Erdlicht in alle Richtungen und wirft somit ein ausgiebig gemischtes Gesamtspektrum der Erde zur Erde zurück.
Am Abend des 20. Dezember 2001 konnten die Forscher in der Tat deutlich - und zum ersten Mal überhaupt - sehen, wie die Intensität des Erdscheinspektrums jenseits der Wellenlänge von 750 Nanometer deutlich anstieg - und zwar genau zu jenem Zeitpunkt, als sich Nord- und Südamerika dem Mond zuwandten. Dieser Wellenlängenbereich entspricht dem durchschnittlichen Spektrum der irdischen Vegetation - der Anstieg beweist also, dass es auf der Erde Pflanzen gibt.
Eines Tages, frühestens jedoch 2015, will die European Space Agency mit ihrer DARWIN-Mission auch anhand solcher Übersichtsspektren erkunden, ob es auf Planeten jenseits unseres Sonnensystems Leben gibt. Der Erdschein zeigt, dass es geht.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.