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News: Von Leben keine Spur?

Die Felsen der Akilia-Insel 30 Kilometer vor Grönlands Hauptstadt Nuuk galten einige Jahre als ganz besonderer Ort: Sie sollten die ältesten Spuren von Leben beherbergen. Doch vielleicht haben sich die Forscher auch geirrt.
Dünne, grünlich-weiß gestreifte Gesteinslagen auf einer entlegenen Insel vor Grönland genießen bei Geowissenschaftlern weltweit einen besonderen Ruf: Sie sollen als so genannte banded iron formation die Sedimente eines uralten Meeresbecken darstellen, in dem die Überreste frühester Lebewesen konserviert wurden – sofern es sie damals schon gab. Denn ob vor 3,8 Milliarden Jahren, der vermuteten Entstehungszeit der Ablagerungen, tatsächlich schon Einzeller auf unserem Planeten lebten, konnten Forscher bisher an anderen Fundorten nicht eindeutig belegen.

Schließlich bleibt nicht viel übrig von einem Bakterium, wenn es im Sediment seine letzte Ruhestätte findet. Druck und Temperatur verwandeln die organischen Reste im Laufe der Zeit in Graphit, also reinen Kohlenstoff, der keinen Abdruck oder sonstigen offensichtlichen Hinweis mehr auf seinen biologischen Ursprung gibt. Allein das Verhältnis der Kohlenstoffisotope zueinander verrät noch, ob sich dahinter ein Lebewesen verbarg, denn der Stoffwechsel von Organismen prägt darin seinen eindeutigen Stempel.

Nun geraten ausgerechnet jene berühmten Lebensspuren in Kritik. Christopher Fedo von der George Washington University und Martin Whitehouse vom Swedish Museum of Natural History nahmen die banded iron formation noch einmal genauer unter die Lupe und präsentieren nun einen alternativen Entstehungsmechanismus für die Gesteinslagen. Die schmale Bänderung soll demnach nicht einzelne, dünne Sedimentschichten darstellen, sondern durch extremen Stress entstanden sein, der mit Unterbrechungen für etwa zwei Milliarden Jahre angehalten hat – so wurde das Gestein wie ein Klumpen Kaugummi, der in die Länge gezogen wird, immer weiter gedehnt.

Auch die chemische Analyse der grünen Bänder spricht gegen einen biologischen Ursprung der Kohlenstoffreste: Die Zusammensetzung ähnelt sehr einem Verwandten des Basalt, dem Komatiit, der aus einer heißen Gesteinsschmelze erstarrt. Selbst sehr hitzetolerante Organismen hätten bei diesen Temperaturen nicht überleben können. Bei den weißen Spuren scheint es sich hingegen um Quarzgänge zu handeln, die später in die grünen Schichten eindrangen.

Selbst der doch so offenbar eindeutige Stempel ehemaligen Lebens gerät ins Wanken. Kürzliche Untersuchungen an Basalten von Tiefseeschloten an mittelozeanischen Rücken zeigten, dass Reaktionen zwischen der ausfließenden Gesteinsschmelze und dem umgebenden Wasser eine ganz ähnliche Signatur der Kohlenstoffisotope hervorrufen können wie der Stoffwechsel von Organismen.

Die Felsen von Akilia sind also nicht unbedingt Heimat der frühesten Lebensspuren auf unserem Planeten – was natürlich nicht ausschließt, dass es vor 3,8 Milliarden schon erste Organismen gab. Die Spurensuche geht weiter.

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