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News: Von Menschen, Vögeln und Schweinen

Die Übertragung neuer Grippearten von Tieren auf Menschen führte in diesem Jahrhundert zu vier Grippeepidemien. Zwei davon gingen von Vögeln aus. Jetzt zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung, daß Gefahr nicht nur vom Geflügel allein droht: Schweine könnten Nährboden und Zwischenwirt für bestimmte Arten der Hühnerpest sein, die mitunter auch den Menschen befallen.
Der asiatische Grippevirus von 1957 und der Hongkong-Grippevirus von 1968 waren pandemische (Seuchen verursachende) Stämme, die eine Mischung aus Genen von Menschen- und Geflügelviren enthielten. Die direkte Übertragung eines neuen Virentyps von Hühnern auf Menschen in Hongkong 1997 löste Befürchtungen bezüglich einer möglichen neuen Seuche aus. Doch die Viren der Hühnerpest reproduzieren sich im Menschen normalerweise nicht sehr effektiv: Das Risiko, daß diese Grippeart in der menschlichen Bevölkerung festen Fuß fassen würde, war also gering.

Viele Wissenschaftler waren der Meinung, es müsse ein Zwischenwirt existieren, damit ein Hühnerpestvirus in einem Umfang auf Menschen übertragen werden kann, der eine Seuche verursacht. Das Schwein wurde oft als "Mixgefäß" bei der Entstehung von Grippearten angesehen, die den Sprung zum Menschen bewältigen können. Toshihiro Ito von der Graduate School of Veterinary Medicine an der Hokkaido University in Sapporo (Japan) und seine Kollegen haben nunmehr herausgefunden, daß die Atemwege von Schweinen ideale Bedingungen dafür bieten, daß sich aus Hühnerpestviren solche Erreger entwickeln, die auch Menschen infizieren können (Virology, Ausgabe vom September 1998, Originalartikel).

Die Viren der Hühnerpest und der menschlichen Influenza zeigen etwas unterschiedliche Geschmäcker – jedes hat seine eigenen Vorlieben, an welchen Molekültyp auf der Zelloberfläche er sich bevorzugt anlagert. Diese Favorisierung bestimmter Rezeptoren ist der Grund dafür, daß sich Menschen nicht leicht mit den Viren der Hühnerpest infizieren, und diese sich im Menschen auch nicht so schnell vermehren können.

Die Forscher untersuchten die Rezeptortypen, die häufig in den Därmen von Enten zu finden waren – dort, wo sich der Virus am effizientesten vermehrt. Dann verglichen sie die Rezeptoren in den Luftwegen von Schweinen mit den beim Menschen gefundenen Typen und stellten fest, daß der Rezeptor des Schweins sowohl für menschliche Grippearten wie auch für Arten der Hühnerpest geeignet war. Das bedeutet, daß sowohl Menschen- wie auch Geflügelviren Schweine infizieren können, und daß ihre oberen Luftwege die perfekte Umgebung zur Vermehrung und Anpassung der Viren bieten. Durch die unmittelbare Nähe, in der die Entwicklung der Keime für Vogel- und für Humangrippe stattfindet, können hybride Grippearten mit pandemischen Potential entstehen.

Doch dieses ist vielleicht nicht die einzige Möglichkeit, die Barriere der unterschiedlichen Spezies zu durchbrechen: Wie die Forscher entdeckten, zeigten die verschiedenen Virustypen mit der Zeit auch eine schrittweise Verschiebung der Rezeptorenspezifizität. Letztlich können einige der Hühnerpest-Viren die Fähigkeit entwickeln, sich an den menschenähnlichen Rezeptor in Schweinen anzulagern – durch kleinste Veränderungen in ihrem "Andockbereich". Diese Entwicklung würde den Viren gestatten, sich im Menschen viel effizienter zu vermehren, wodurch eine Übertragung viel wahrscheinlicher wird.

Die Forscher betonen die Bedeutung, die einer Kontrolle der Schweinebestände auf Influenzaviren zukommt, die denen der Hühnerpest ähnlich sind. Auch anderer potentielle Zwischenwirte wie Pferde, Nerze und Seehunde müßten beobachtet werden. Doch da keiner der seit 1968 identifizierten Typen der Hühnerpest einen umfangreichen Krankheitsausbruch beim Menschen auslöste, scheint die Entwicklung von Human-Stämmen aus den verschiedenen Viren-Stämmen der Hühnerpest glücklicherweise ein äußerst komplexer Prozeß zu sein.

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