Raumfahrtgeschichte: Vor 25 Jahren: ROSAT startet in die Umlaufbahn
Der Röntgensatellit ROSAT war ein nationales Projekt der Bundesrepublik Deutschland und wurde unter der Leitung von Joachim Trümper (* 1933) am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching entwickelt. Beteiligt waren zudem Großbritannien und die USA. Der Satellit wurde am 1. Juni 1990 mit einer US-amerikanischen Trägerrakete vom Typ Delta-II in eine Umlaufbahn um die Erde transportiert und arbeitete bis zum 12. Februar 1999.
ROSAT durchmusterte den gesamten Himmel im Röntgenbereich bei Energie zwischen 0,1 bis 2 Kiloelektronvolt. Dafür war der Satellit mit einem vierfach geschachtelten Wolter-Teleskop ausgerüstet, das Abbildungen im Röntgenlicht ermöglichte. Dabei fällt die Röntgenstrahlung streifend im Winkel von nur ein bis zwei Grad auf eine präzise polierte Fläche in Form eines Paraboloids und wird von ihr reflektiert. Sie wird auf eine weitere Fläche mit hyperbolischer Oberfläche geleitet, die für eine scharfe Abbildung auf einem Röntgendetektor sorgt. Normale Teleskopspiegel würden von der Röntgenstrahlung einfach durchdrungen oder die Strahlung absorbieren. Das Röntgenteleskop erreichte eine räumliche Auflösung von rund fünf Bogensekunden am Himmel. Zusätzlich durchmusterte ROSAT den Himmel im extremen Ultravioletten im Energiebereich von 0,04 bis 0,21 Kiloelektronvolt. Diese Wide Field Camera war ein Beitrag Großbritanniens.
ROSAT nahm den Röntgenhimmel vollständig ins Visier und wurde später auch als Observatorium zur Untersuchung von besonders interessanten Einzelobjekten eingesetzt. Die Himmelsdurchmusterung begann zwei Monate nach dem Start und erbrachte einen Katalog mit mehr als 150 000 Röntgenquellen. Dieses Verzeichnis dient noch heute als Grundlage für Beobachtungen mit den Nachfolgern von ROSAT, den Satelliten XMM-Newton der ESA und dem Röntgenteleskop Chandra der NASA. Die Karte von ROSAT war die erste des gesamten Röntgenhimmels.
Ursprünglich war die Missionsdauer von ROSAT auf anderthalb Jahre geplant, aber schon beim Start hofften die beteiligten Forscher, dass der Satellit länger durchhalten würde. Tatsächlich wurden daraus rund acht Jahre, als der Satellit am 12. Februar 1999 seinen Betrieb endgültig einstellte. Diese lange Betriebsdauer nutzten die Astronomen weltweit zur intensiven Beobachtungen von Objekten wie Galaxienhaufen, Galaxien und Supernova-Überresten in unserem Milchstraßensystem. Besonders bei Letzteren ermöglichte ROSAT erstmals detaillierte Einblicke in die Strukturen dieser heißen Gaswolken. Ein Highlight war der Nachweis von Röntgenstrahlung des bis dato rätselhaften Objekts Geminga, bei dem ROSAT erstmals gepulste Röntgenstrahlung messen konnte. Damit gelang es, Geminga als Pulsar, also einen rasch rotierenden Neutronenstern, zu erkennen.
Aber nicht nur in die Tiefen des Alls blickte ROSAT, tatsächlich wurden auch Himmelskörper in unserem Sonnensystem beobachtet. Eine Überraschung war der Nachweis von Röntgenstrahlung von Kometen – damit hatte kein Astronom gerechnet. Auch der Erdmond geriet ins Blickfeld der Teleskope von ROSAT. Die Aufnahme zeigt ihn als Halbmond, der die Röntgenstrahlung der Sonne reflektiert, während seine unbeleuchtete Seite die Hintergrundstrahlung abschirmt und damit dunkler als der Himmelshintergrund erscheint.
Zwölf Jahre nach dem endgültigen Abschalten machte ROSAT noch einmal Schlagzeilen, als sich im Jahr 2011 abzeichnete, dass der Satellit, der sich nicht mehr steuern ließ, unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten und abstürzen würde. Tatsächlich trat ROSAT am 23. Oktober 2011 über dem Golf von Bengalen in die Atmosphäre ein und verglühte weit gehend. Es gab keine Berichte darüber, ob Trümmerstücke des 2,4 Tonnen schweren Satelliten gefunden wurden. Jedenfalls kamen keine Personen durch ROSAT zu Schaden.
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