Geografie: Vor Sibirien sind neue Inseln »aufgetaucht«
»Die Arktis erwärmt sich gegenwärtig zwei- bis dreimal so schnell wie der Rest der Erde – und deshalb ziehen sich auch die Gletscher schneller zurück.« Mit diesen Worten kommentierte der Arktisforscher Simon Pendleton im Januar 2019 eine Entdeckung auf der kanadischen Insel Baffin: Dort hatte die Erderwärmung Gletscher so stark dezimiert, dass ganze Landstriche erstmals seit mindestens 40 000 Jahren eisfrei wurden. Dass dies kein einzigartiges Phänomen in der Region ist, bestätigte nun das russische Militär auch für den Archipel von Franz-Josef-Land und Novaya Zemlya: Dort müssen Geografen fünf »neue« Inseln in den Karten eintragen, die zuvor vom Nansen-Gletscher bedeckt waren. Ihre Größe reicht von 900 bis 54 500 Quadratmetern.
Die Eilande wurden 2016 erstmals von einer russischen Studentin bemerkt, die für ihre Abschlussarbeit Satellitenbilder des Gebiets ausgewertet hatte. Eine Expedition der russischen Marine bestätigte die Existenz im August 2019 endgültig. Dabei wurden die Inseln topografisch vermessen und untersucht. Gänzlich unerwartet sind die Funde allerdings nicht, denn die Gletscher auf und um Franz-Josef-Land schmelzen seit einigen Jahren beschleunigt dahin. Zwischen 2011 und 2015 verloren sie doppelt so viel Eis wie in Vergleichszeiträumen zuvor – und die sich zurückziehenden Eiszungen geben Landmassen frei, die zuvor darunter versteckt waren.
Diese Inseln sind also nur ein weiterer Beleg, dass sich die Region gegenwärtig drastisch wandelt. In diesem Jahr registrierten Wissenschaftler nicht nur neue Rekordtemperaturen für die nördlichen Breiten, sondern auch ausgedehnte und womöglich ebenfalls rekordverdächtige Flächenbrände in Sibirien und auf Grönland.
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