Artenschutz: Vorderasien ist Todeszone für Zugvögel
Italien, Frankreich, Malta, Zypern …: Die Liste der gefährlichen Regionen für Zugvögel in Europa ist lang – jedes Jahr sterben Millionen Tiere durch Gewehrschüsse, Steinquetschfallen, Leimruten oder Netze, wenn sie im Herbst nach Süden oder im Frühling wieder nach Norden fliegen. Und auch wenn sie die Reise über das Mittelmeer überstanden haben, droht ihnen Gefahr durch Jäger. Wie Wissenschaftler von Birdlife International in einer Studie zusammengetragen haben, werden jedes Jahr mindestens 1,7 bis 4,6 Millionen Vögel aus 413 Arten auf der Arabischen Halbinsel, im Irak und Iran illegal getötet. Dabei dürfte diese Zahl eher eine absolute Untergrenze darstellen, da viele Gebiete von Wissenschaftlern oder Naturschützern nicht oder nur unter Lebensgefahr betreten werden können, etwa weil dort Krieg herrscht.
Dazu gehören Teile des Jemen und des Iraks, die allerdings als Regionen mit hoher Waffendichte und traditionsgemäß starkem Jagddruck bekannt sind. Unter den Jagdopfern wiesen die Biologen auch bedrohte Arten wie Marmel- (Marmaronetta angustirostris) und Tafelente (Aythya ferina) sowie Turteltauben (Streptopelia turtur) nach, die international auf der Roten Liste stehen. In der Vergangenheit starben auch immer wieder einzelne Waldrappe aus der mittlerweile wahrscheinlich erloschenen syrischen Population, die über Arabien ins äthiopische Hochland zogen. Die Vögel werden dabei häufig nicht für den Kochtopf geschossen, sondern zumeist als »Sport«, wie die Wissenschaftler dokumentierten – größere Arten wie Störche dienen zudem als Ziel, um das Schießen zu üben.
Eine frühere Studie hatte bereits nachgewiesen, dass auch im Nahen Osten ein immens hoher Jagddruck herrscht: In Ägypten, dem Libanon und Syrien allein sterben jährlich mindestens eine Million Vögel durch illegale Jagd. Insgesamt könnten es in der Region durchschnittlich 17,5 Millionen Tiere sein, was die Bestände vieler Zugvögel zusätzlich unter Druck setzt.
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