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News: Vorgänger eines Weltwunders

Bisher waren sich die Archäologen einig: Der frühklassische Bau - Heimat der berühmten Zeusstatue - war der erste und einzige Zeustempel von Olympia. Doch jetzt sind sie sich nicht mehr so sicher. Bereits lange bekannte, nachbronzezeitliche Überreste könnten zu einem wesentlich älteren Tempel für den Göttervater gehören.
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Sie muss schon ziemlich beeindruckend gewesen sein: die 12 Meter hohe Zeusstatue, die der Bildhauer Phidias 425 vor Christus für das Olympiaheiligtum in Griechenland geschaffen hatte. Beherbergt war die Statue, die zu den sieben Weltwundern gerechnet wird, in einem frühklassischen Tempel, der erst zu Beginn des fünften vorchristlichen Jahrhunderts entstanden ist. Davor – so die bisher einhellige Meinung der Archäologen – musste der Göttervater sich mit einem Aschenaltar unter freiem Himmel begnügen. Für seine göttliche Gemahlin Hera stand dagegen bereits seit etwa 600 vor Christus ein dorischer Bau zur Verfügung, der als ältester Tempel Olympias gilt.

Die Geschichte Olympias reicht jedoch wesentlich weiter zurück. Bereits seit der Bronzezeit ab 2000 vor Christus war die Stätte besiedelt, wie die Überreste von Häusern belegen, die der deutsche Archäologe Wilhelm Dörpfeld in den zwanziger Jahren freilegte. Zu diesen bronzezeitlichen Überresten zählten die Wissenschaftler auch einen bogenförmigen, nach Norden offenen Baurest, der bereits 1879 ausgegraben wurde. Schnell galt als ausgemacht, dass es sich bei diesen unscheinbaren Mauerresten nur um ein Überbleibsel eines prähistorischen Baus – genauer gesagt, um seine Apsis – handeln konnte.

Doch bei kürzlich durchgeführten Nachgrabungen wurde Jörg Rambach vom Deutschen Archäologischen Institut stutzig: Weder im Grundriss noch mit ihrer fast doppelten Größe passte diese Apsis zu den übrigen prähistorischen Häusern Olympias. Stattdessen ähnelte der Baurest frappierend frühen Tempelbauten des zehnten bis achten vorchristlichen Jahrhunderts, aus der protogeometrischen und geometrischen Periode Griechenlands. Lagen hier die Überreste eines frühen Tempels verborgen? Vielleicht sogar der früheste Zeustempel von Olympia?

Rambach ging der Sache nach. Leider stellte sich schnell heraus, dass seine Kollegen aus dem 19. Jahrhundert gründlich gearbeitet hatten: Die für die Datierung wichtigen Schichten waren rundherum vollständig beseitigt. Doch unmittelbar unter dem Unterkantenniveau der Apsissteine trafen die Wissenschaftler auf die eingeebneten Reste eines prähistorischen Hauses. Mithilfe von Keramikfunden konnten die Archäologen diesen Bau ans Ende der Frühbronzezeit datieren. Der darüberliegende rätselhafte Apsisbau musste demnach später entstanden sein.

Aus der Mittel- und Spätbronzezeit sind in Olympia keinerlei Funde bekannt, sodass der Bau – wie die Archäologen schließen – nachbronzezeitlich entstanden sein muss. Verkohlte Holzreste, welche die Wissenschaftler in Pfostenlöchern fanden, sollen nun eine genaue Datierung ermöglichen. Grabungsleiter Helmut Kyrieleis ist jedoch bereits jetzt schon überzeugt, "dass wir in der aus mächtigen Steinen gefügten bogenförmigen Grundmauer tatsächlich die Apsis des frühesten Zeustempels von Olympia wiedergewonnen haben".

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