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Medikamente: Vorhofflimmern durch Kortison?

Kortison und andere kortisonhaltige Entzündungshemmer, die gegen Erkrankungen von Asthma bis Rheuma verordnet werden, scheinen bei hoch dosierter Anwendung das Risiko für Vorhofflimmern drastisch zu steigern. Bei dieser häufigsten Herzrhythmusstörung, die etwa vier Prozent der über 60-Jährgen betrifft, kontrahieren die Muskeln der beiden Vorhöfe unkontrolliert.

Im Rahmen einer Fallstudie hatten Cornelis van der Hooft und seine Kollegen von der Erasmus-Universität in Rotterdam das Schicksal von rund 8000 über 55-Jährigen verfolgt. Die Teilnehmer wurden neun Jahre lang regelmäßig untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass sich für Personen, die zu Beginn der Studie mit der Einnahme hoch dosierter Kortikosteroide begonnen hatten, das Risiko für ein erstes Auftreten von Vorhofflimmern versechsfacht hatte. Bei mittlerer und niedriger Dosierung erhöhte sich das Risiko nicht. Es spielte dabei auch keine Rolle, ob das Medikament gegen Asthma oder Schmerzen eingenommen wurde; entscheidend war die Höhe der Dosis, nicht der Zweck, so van der Hooft.

Welcher Mechanismus hinter dem erhöhten Risiko steckt, bleibt noch unklar. Zum einen könnten die Substanzen das Kalium-Gleichgewicht in den Herzmuskelzellen und damit die Muskelkontraktion durcheinander bringen, spekulieren die Forscher. Vielleicht bewirken die Kortikosteroide aber auch ein Zurückhalten von Natrium und Flüssigkeit, was seinerseits hohen Blutdruck oder eine Erweiterung der Vorhöfe nach sich ziehen kann – alles Risikofaktoren für ein Vorhofflimmern. Angesichts ihrer Erkenntnisse raten die Forscher jedenfalls dringend dazu, eine Therapie mit hoher Kortikoid-Dosierung mit einem sorgfältigen Herzmonitoring der Patienten zu verbinden. Schließlich erhöht sich durch Herzflimmern auch das Risiko eines Schlaganfalls um das Vierfache.

Kortikosteroide haben eine antientzündliche, antiallergische und immunsuppressive Wirkung und sind wie alle Nebennierenhormone Stresshormone, die den Körper befähigen, auf innere und äußere Beanspruchungen optimal zu reagieren.

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