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News: Vorsorge gegen „Offenes Rückenmark“

Sensationelle Erfolge bei der Vermeidung schwerer Behinderungen bei Neugeborenen werden jetzt gemeldet. Die Anwendung von Folsäure in den ersten Schwangerschaftswochen wirkt fast wie ein „Wundermittel“ zur Verhinderung des sogenannten „offenen Rückenmarks“. Die Ärzte fordern jetzt, daß die Gesundheitsbehörden allen Frauen, die schwanger werden wollen, dringend die Einnahme von Folsäure-Tabletten empfehlen sollen.
Pro Jahr kommen in Österreich etwa 130 Kinder mit einem „offenen Rückenmark“ zur Welt, und in weiteren circa 170 Fällen erfolgte ein Schwangerschaftsabbruch, nachdem beim Embryo dieser sogenannte Neuralrohrdefekt festgestellt worden war. Vier Wochen nach Eintritt der Schwangerschaft muß sich das Neuralrohr geschlossen haben, ist dies nicht der Fall, so spricht man von einem „offenen Rückenmark“.

Die Folgen des „offenen Rückenmarks“ sind schwerwiegende Mißbildungen oder Behinderungen. „Häufig geht mit dieser Mißbildung ein sogenannter 'Wasserkopf' einher, ebenso kann es zu Lähmungen der Beine und Arme sowie zu nicht behebbaren Blasen- und Darmentleerungsstörungen kommen“, erklärte Wolfgang Arzt, Leiter des Departements für Pränatalmedizin an der Frauenklinik Linz.

Die Anwendung der Folsäure – eines Vitamins, das der B-Gruppe angehört – bringt bei der Verhinderung des offenen Rückenmarks „sensationelle und bis heute in ihrem Zusammenhang nicht erklärbare Erfolge“, so Arzt. Normalerweise reiche die Aufnahme über die Nahrung aus, um den Folsäure-Bedarf eines Menschen zu decken. Dieses Vitamin befindet sich etwa in Gemüse – vor allem im Spinat und im Spargel – sowie in Hefe, Kuhmilch, aber auch in Orangen, Bananen und Beeren. Anders ist dies offensichtlich bei Schwangeren. Sie haben einen doppelt so hohen Folsäure-Bedarf wie Frauen, die kein Kind erwarten. „Hier dürfte auch der Schlüssel für die Folsäure-Prophylaxe gegen den Neuralrohr-Defekt 'offenes Rückenmark' liegen“, betonte Wolfgang Arzt.

Die Gesundheitsbehörden in einer Reihe von Staaten, beispielsweise in den USA, in Kanada und auch in den Niederlanden, empfehlen daher heute den Frauen ausdrücklich die Einnahme von Folsäure-Tabletten, die es inzwischen auf dem Markt gibt. „Vor allem bei den Frauen selbst fehlt es noch an ausreichendem Bewußtsein für diese neue Möglichkeit“, so Wolfgang Arzt. Die sowohl für den Embryo als auch für die Frau selbst nebenwirkungsfreien Tabletten sollten bis Ende der zwölften Schwangerschaftswoche genommen werden, da nach dem heutigen Stand der Medizin nicht auszuschließen ist, daß die Folsäure – abgesehen von der hervorragenden Wirkung gegen den Neuralrohr-Defekt – auch zur Verhinderung anderer Fehlbildungen beim Embryo beiträgt.

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