Vulkanausbruch: Höher reichte keine bekannte Eruption
Mit jedem Detail, das bekannt wird, bestätigt sich, dass die Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai am 15. Januar 2022 eine der gewaltigsten war, die Menschen jemals aufgezeichnet haben. Sie löste nicht nur Tsunamis aus, welche die Umgebung verwüsteten, sondern verursachte auch die höchste bislang gemessene Aschewolke. Messungen von Simon Proud von der University of Oxford und seinem Team zeigen, dass sie sogar bis in die Mesosphäre der Erde vorgedrungen ist, wie sie in »Science« berichten.
Bislang war bekannt, dass die Folgen des Ausbruchs bis an die Stratopause in zirka 50 Kilometer Höhe zu spüren waren. Mit Hilfe der Daten von drei geostationären Wettersatelliten konnten Proud und Co den Weg der Eruptionswolke noch besser verfolgen. Während des Ausbruchs selbst zeichneten die Satelliten alle zehn Minuten Bilder auf, so dass die Arbeitsgruppe die raschen Veränderungen in der Ausbreitung der Wolke sehr genau nachvollziehen konnten.
Damit konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Wolke an ihrem höchsten Punkt sogar bis in 57 Kilometer Höhe reichte – und damit deutlich höher als bei vergleichbaren Vulkanausbrüchen zumindest der vergangenen 50 Jahre: am Pinatubo auf den Philippinen 1991 erreichte die Wolke eine maximale Höhe von 40 Kilometern, beim Ausbruch des El Chichón in Mexiko 1982 waren es 31 Kilometer. Damit ist die Aschewolke des Hunga Tonga der erste belegte Nachweis, dass vulkanisches Eruptionsmaterial durch die Stratosphäre hindurch bis direkt in die Mesosphäre gelangen kann.
»Das ist ein außergewöhnliches Ergebnis, denn wir haben noch nie eine so hohe Wolke gesehen. Außerdem ist es erst jetzt mit unserer guten Satellitenabdeckung möglich, die Höhe mit Hilfe der Parallaxenmethode zu schätzen. Vor einem Jahrzehnt oder so wäre das nicht machbar gewesen«, sagt Proud. Als Parallaxe bezeichnet man die scheinbare Änderung der Position eines Objektes durch verschiedene Positionen des Beobachters. Da die Wettersatelliten unterschiedlich positioniert sind, können die Forscher diese Daten daraufhin anwenden und die Höhe der Wolke ableiten.
Als eine der nächsten Fragen wollen die Wissenschaftler klären, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass die Wolke überhaupt so hoch vordringen konnte. Einen größeren Einfluss auf das Wetter oder gar das Klima konnte dagegen bislang nicht nachgewiesen werden. Die geschätzten 400 000 Tonnen Schwefeldioxid, die in die Atmosphäre gelangten, reichten dafür offensichtlich nicht aus. Der Pinatubo etwa setzte 50-mal mehr Schwefeldioxid frei und sorgte damals nachfolgend für etwas niedrigere globale Durchschnittstemperaturen. Auch das Ozonloch 2022 wurde entgegen der Erwartungen dadurch nicht negativ beeinflusst.
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