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Reykjanes-Halbinsel: Vulkanausbrüche auf Island könnten noch Jahrzehnte anhalten

Der Südwesten Islands wird seit 2021 von zahlreichen Vulkanausbrüchen heimgesucht. Neue Untersuchungen lassen auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magmasystem schließen.
Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel
Ein Vulkan spuckt Lava und Rauch, als er am 14. Januar 2024 auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ausbricht. In der Region leben rund 70 Prozent der Bevölkerung des Landes.

Die derzeit anhaltenden Vulkanausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten von Island könnten Forschenden zufolge noch Jahrzehnte dauern. Die am dichtesten besiedelte Region des Landes sowie die lebenswichtige Infrastruktur ist dadurch möglicherweise noch lange bedroht, wie aus einer Studie hervorgeht, die im Fachmagazin »Terra Nova« veröffentlicht wurde.

Im Jahr 2021 begann die Ausbruchsserie in einer Region, die nur rund 55 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik liegt. Allein seit Dezember 2023 kam es zu fünf größeren Vulkanausbrüchen. Dabei strömte Lava aus länglichen Rissen in der Erde hervor, weshalb man diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruption bezeichnet. Einige Häuser wurden dabei von Lava überströmt.

Auf der betroffenen Reykjanes-Halbinsel leben rund 70 Prozent der Bevölkerung des Landes. Zudem liegen dort der einzige internationale Flughafen und mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für den Inselstaat liefern. Die Behörden haben deshalb bereits den Notstand ausgerufen. Zuletzt sei die Halbinsel knapp 800 Jahre lang vulkanisch inaktiv gewesen, heißt es in der Studie.

Ein zusammenhängendes, unterirdisches Magmasystem

Für ihre Untersuchung werteten die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen drei Jahre aus und nahmen Lavaproben von mehreren Orten. Sie verglichen das flüssige Gestein in Bezug auf dessen chemische und physikalische Eigenschaften. So wollten sie darauf schließen, ob es von der gleichen Magmakammer im Untergrund stammt oder von verschiedenen Kammern.

Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes, unterirdisches Magmasystem schließen, schreiben die Studienautoren. Zusammen mit den seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat große Magmaansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Herausgebildet habe sie sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.

Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich dauere, könne man nicht vorhersagen. »Die Natur ist nie regelmäßig«, sagte Koautor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der University of Oregon in den USA. »Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig sie in den nächsten 10 oder gar 100 Jahren anhalten wird. Es wird sich ein Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten auf.«

Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die Nordamerikanische und die Eurasische Platte auseinanderschieben. In Island kommt es deswegen häufig zu Vulkanausbrüchen, doch dauern die Ausbrüche der zentraler gelegenen Vulkane meist nur wenige Tage oder Wochen, so wie im Jahr 2010 der Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull. Die Spalteneruptionen hingegen können viel länger dauern. (dpa/kmh)

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