Klimawandel: Vulkane stecken nicht hinter CO2-Anstieg
Die Erde ist nicht selbst schuld am Kohlendioxidanstieg der letzten Jahrzehnte. Denn anders als von manchen Klimawandelleugnern behauptet, stecken nicht Vulkane hinter der Zunahme der CO2-Konzentration, sondern allein der Mensch. Dessen Verhalten hat dafür gesorgt, dass in den letzten zehn bis zwölf Jahren so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangte wie beim Einschlag des »Dino-Killers«, des Chicxulub-Meteoriten, vor rund 65 Millionen Jahren.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine internationale Forschergruppe, das Deep Carbon Observatory, dem über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diverser Disziplinen angehören. Die Daten aus Untersuchungen der letzten zehn Jahre werden aktuell in einer Artikelserie im Fachmagazin »Elements« vorgestellt, die derzeit noch nicht online ist (Stand: 1. Oktober 2019). Auf der Website der Organisation geben die Experten aber bereits eine Zusammenfassung.
Laut ihren Untersuchungen setzen aktive und schlafende Vulkane sowie ähnliche geologische Prozesse pro Jahr 0,28 bis 0,36 Gigatonnen CO2 pro Jahr frei. Der jährliche Gesamtausstoß des Klimagases durch den Menschen liegt dagegen 40- bis 100-mal höher, schreiben die Wissenschaftler. Sie stützen sich dabei unter anderem auf die Daten neuer Messgeräte, mit denen inzwischen die Ausgasungen alle relevanten Vulkane erfasst würden.
Auch die historischen CO2-Freisetzungen durch geologische Prozesse haben einige Arbeitsgruppen des Deep Carbon Observatory untersucht. Dabei zeigte sich, dass der menschliche Ausstoß des Klimagases auf einem Niveau mit jenen Episoden der Erdgeschichte liegt, die zu »Kohlenstoff-Katastrophen« führten. So setzte der Chicxulub-Einschlag zwischen 425 und 1400 Gigatonnen frei, während die Menschheit im Jahr 2018 rund 37 Gigatonnen in die Luft entließ. Dies bedeutet, dass menschliche Aktivität in weniger als zwei Jahrzehnten das Kohlendioxidbudget ähnlich stark belastete wie der Meteoriteneinschlag, der zum Aussterben von mehr als drei Viertel aller Arten auf der Erde führte. Die tödliche Wirkung des Einschlags geht allerdings nicht allein auf den dadurch verstärkten Treibhauseffekt zurück, zu seinen unmittelbaren Folgen gehörte auch eine drastische Abkühlung des Planeten durch Asche und Staub in der Atmosphäre, die sich erst im Anschluss in eine Klimaerhitzung wandelte.
Die Wissenschaftler ziehen zudem Parallelen zu vulkanischen Ereignissen von extremen Ausmaßen, den so genannten magmatischen Großprovinzen (large igneous provinces). Dabei kam es auf ausgedehnten Arealen – teils von der Größe Kanadas – zu andauernden Vulkanausbrüchen, bei denen gewaltige Mengen Magma ausgestoßen wurde. Diese Episoden werden ebenfalls mit Massenaussterben in Verbindung gebracht. Und auch hier liegt die Menge des jährlich freigesetzten CO2 in derselben Größenordnung wie die der menschlichen Emissionen. Allerdings währten diese Episoden über Hunderttausende von Jahren, wodurch sie eine noch erheblich drastischere Wirkung auf die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre gehabt haben dürften.
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