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Galaxienentwicklung: VV 340 - zwei wechselwirkende Galaxien

Das wechselwirkende Galaxienpaar VV 340 im Sternbild Bärenhüter
Das Galaxienpaar VV 340 oder auch Arp 302 ist ein Musterbeispiel für kollidierende Galaxien. Die obere Galaxie, die wir hier in Kantenstellung sehen, trägt die Bezeichnung VV 340 Nord, während die untere Weltensinsel in Draufsicht als VV 340 Süd bezeichnet wird. Sie befinden sich rund 450 Millionen Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Bärenhüter oder Bootes.

Dieses Galaxienpaar ist für uns in gewisser Weise ein Blick in die fernere Zukunft in etwa drei Milliarden Jahren, wenn die Andromedagalaxie Messier 31 und unser Milchstraßensystem mit einander kollidieren werden. In der Folge verschmelzen sie über viele Hundert Millionen Jahre hinweg zu einer riesigen elliptischen Welteninsel. Bei VV 340 hat der Tanz der beiden Galaxien umeinander, der schließlich zur Vereinigung führen wird, gerade erst begonnen, aber er zeigt schon erste Konsequenzen für beide Welteninseln.

Das beigestellte Bild ist ein Komposit aus Aufnahmen im Röntgenlicht, die mit dem Weltraumteleskop Chandra entstanden und einem Bild im sichtbaren Licht, die mit einem erdgebundenen Teleskop aufgenommen wurde. Die Tatsache, dass die beiden Galaxien intensiv im Röntgenlicht leuchten, weist auf energiereiche Prozesse in ihrem Inneren hin. Durch die gravitativen Wechselwirkungen der beiden Welteninseln miteinander, werden die in ihnen befindlichen Ansammlungen aus Gas und Staub zur massenhaften Bildung junger massereicher Sterne angeregt, daher strahlen die beiden Galaxien auch im blauen sichtbaren Licht so intensiv. Massereiche Sterne sind sind derart heiß, dass sie auch große Mengen an Röntgenstrahlung aussenden. Solch massenhafte Bildung von Sternen wird englisch Starburst genannt.

Die beiden Galaxien sind aber auch im langwelligen infraroten Licht sehr leuchtkräftig, weshalb die beiden Partner von VV 340 auch als "leuchtstarke Infrarot-Galaxien" (luminous infrared galaxies) LIRG bezeichnet werden. Sie stahlen etwa das zehn- bis hundertfache an Infrarotstrahlung ab als für Spiralgalaxien ihres Typs üblich ist. Neben der schon angesprochenen stark erhöhten Sternbildungsrate von heißen Sternen, die ihrerseits das Material in ihrer unmittelbaren Umgebung aufheizen, kommt als weitere Energiequelle in jeder der beiden Welteninseln ein massereiches Schwarzes Loch im Zentrum in Frage, das gerade große Mengen an Materie verschlingt, die durch die wechselseitigen Gezeitenkräfte der beiden Galaxien in seine Nähe gerieten.

Die Galaxie VV 340 Nord strahlt sehr intensiv im Infraroten, während ihr südlicher Partner von ultravioletter Strahlung dominiert wird. Ein Hinweis darauf, dass in ihr die Sternentstehung noch viel intensiver abläuft. Vielleicht standen hier mehr Gas und Staub zur Verfügung, aus denen sich mehr neue Sterne bilden konnten.

Tilmann Althaus
  • Quellen
NASA, 15. August 2011

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