Direkt zum Inhalt

News: Wachstum auf der Überholspur

Die gigantischen Sauropoden waren die schwersten je auf dem Lande wohnenden Lebewesen. Eine genaue Untersuchung der Knochen dieser Dinosaurier legt nahe, daß die riesigen Kreaturen nur ein einziges Jahrzehnt benötigten, um ihre volle Größe und ihr ganzes Gewicht von Dutzenden Tonnen zu erreichen.
Bislang hatten die Paläontologen geschätzt, daß es über ein Jahrhundert dauern würde, bis ein modernes Reptil die Größe eines erwachsenen Sauropoden erreichen würde. Doch bei dieser Extrapolation gibt es ein Problem: Unter dem Mikroskop ähnelt der Knochen eines Dinosauriers eher den schnellwachsenden Knochen von Wirbeltieren und Vögeln als denen von Reptilien. Um eine genauere Altersschätzung abgeben zu können, untersuchte Kristina Curry von der State University of New York in Stony Brook die Vordergliedmaßen und Schulterblätter des Apatosaurus, einem Sauropoden, der vor ungefähr 150 Millionen Jahren Afrika besiedelte. Ihre Ergebnisse stellte sie auf dem Jahrestreffen der Society of Vertebrate Paleontology im Oktober 1998 vor.

Als Curry Proben von Schulterblättern anbohrte, fand sie rechtwinklig verlaufende Veränderungen in der Dichte der mikroskopischen Kanäle, welche vermutlich einst Blutgefäße beherbergten. Die Schichten ähnelten jenen konzentrischen Ringen, die sich jährlich in Seekühen und Meeresschildkröten ablagern. So vermutete Curry, daß auch die Dichteschwankungen im Saurierknochen sich im Jahreszyklus bildeten und benutzte sie, um das Alter der Sauropoden zu schätzen. Die Knochen mit halber maximaler Größe waren danach vier bis fünf Jahre alt, während die größten acht bis elf Jahre alt waren. Unter Berücksichtigung der Knochendicke lassen diese Altersangaben vermuten, daß sich in den Sauropoden pro Tag annähernd 10,1 Mikrometer Knochengewebe ablagerte. Zur Überprüfung stufte Curry die Knochen der Vordergliedmaßen, die keine Ringe aufweisen, auf dieser Grundlage altersmäßig ein, und kam dabei auf ähnliche Werte. "Obgleich der Apatosaurus eventuell jahrhundertelang lebte, brauchte er mit Sicherheit nicht so lange, um seine volle Größe zu erreichen", schlußfolgert Curry.

Diese Erkenntnisse ergeben durchaus einen Sinn, erklärt der Sauropoden-Spezialist Gregory Paul. Selbst gigantische Saurier würden schnell aussterben, wenn sie über 30 Jahre bis zum Erreichen des Erwachsenenalters bräuchten, sagt er. Wissenschaftliche Berechnungen legen nahe, daß die Saurierbestände gefährlich niedrige Werte erreichen würden, denn Raubtiere und Krankheiten hätten dann sehr viel Zeit, um die Saurier hinwegzuraffen, bevor diese sich vermehren können.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.