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Biologie: Wächter der Weiblichkeit

Aus Weibchen wird Männchen
X und X ergibt ein Mädchen, X und Y dagegen einen Jungen – das lernen schon Schüler im Biologieunterricht. Standardmäßig entwickelt ein Embryo weibliche Geschlechtsmerkmale, wenn nicht ein Gen namens Sry auf dem Y-Chromosom den Schalter in Richtung Männchen umlegt. Doch das ist offenbar nicht die ganze Wahrheit. Wie nun eine Forschergruppe um Mathias Treier vom European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg herausfand, haben die Eierstöcke weiblicher Wirbeltiere eine natürliche Tendenz, sich nachträglich in Hoden zu verwandeln. Nur das Gen Foxl2 hält sie davon ab und sorgt so dafür, dass die Maus-Dame eine solche bleibt.

Als Treier und seine Kollegen dieses Gen in den Eierstöcken erwachsener Mäuseweibchen ausschalteten, erwarteten sie, dass keine Eizellen mehr produziert würden. „Aber die Folgen waren viel dramatischer,“ berichtet der Forscher. Die Zellen, die eigentlich für die Reifung der Oozyten zuständig sind, nahmen innerhalb von drei Wochen Merkmale ihrer männlichen Gegenstücke an, die an der Bildung von Spermien und Testosteron in den Hoden mitwirken. Die weiblichen Tiere hatten danach ebenso hohe Testosteron-Werte wie ihre männlichen Artgenossen.

Gemeinsam mit einem Team des National Institute for Medical Research in London konnten die Forscher auch den zugrunde liegenden Mechanismus aufklären. Demnach findet der Kampf um das Geschlecht zwischen Foxl2 und einem anderen Gen namens Sox9 statt. Es sorgt dafür, dass sich aus Keimdrüsen Hoden statt Eierstöcke entwickeln. Foxl2 unterdrückt dieses Gen jedoch lebenslang. Der Gegenspieler von Foxl2 ist übrigens das schon erwähnte Sry, das die Ausprägung des Sox9-Gens fördert.

Julia Eder

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