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News: Wählen ist keine Wissenschaft!

Jan Dönges

Schließlich muss man nur zweimal ein Kreuzchen machen. Kann jeder. An welcher Stelle man allerdings den Stift ansetzt, ist auch für den Wissenschaftler eine hochinteressante Frage. Subtile Faktoren drängen das Wahlvolk mal in die eine, mal in die andere Richtung. Welche das sind, untersucht der Münchner Prognoseforscher Andreas Graefe, den Gehirn-und-Geist-Redakteurin Christiane Gelitz interviewt hat.

"Wir suchen nach dem idealen Gesicht", erklärt ihr Graefe. Und das ist doch eine bemerkenswerte Aussage: Es gibt offenbar ein Aussehen, mit dem die Chance, gewählt zu werden, dramatisch steigt. Rechnet man alle bekannten Faktoren zusammen, erhält man quasi schon das Wahlergebnis vorab. Kompetenz, wahrgenommene Führungsqualitäten, Vertrauen spielen eine Rolle, Politik nicht. Oder ist genau das Politik?

"Politik" muss ja nicht immer heißen, mühsam Kompromisse auszuhandeln, wie im Fall des neuen Wahlgesetzes. Auch dazu hatten wir vor kurzem einen Text, auf den ich hiermit hinweisen will: "Bundeswahlgesetz – dritter Versuch". Martin Fehndrich, der vor dem BVerfG gegen das alte geklagt hatte, erläutert (und kritisiert) das neue Verfahren. Ob das Resultat des langen Nachbesserungsprozesses viel besser ist, kann jeder selbst entscheiden. In einigen ungünstigen Fällen wächst die Zahl der Sitze beispielsweise in den Himmel. Bei spätestens knapp 80 Millionen Sitzen hätten wir dann immerhin hinterrücks die direkte Demokratie eingeführt. Wäre ja vielleicht auch nicht verkehrt.

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