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Gentechnik: Wähler in Florida stimmen für Gentechnik-Mücken

Sollen gentechnisch veränderte Mücken freigesetzt werden? In Florida entscheiden sich die Wähler insgesamt dafür - die direkt Betroffenen Einwohner aber dagegen.
Aedes albopictus saugt

Bei den US-Wahlen entschied das Stimmvolk von Ort zu Ort auch über lokale Einzelfragen: So etwa in den Wahllokalen der Florida Keys an der Südspitze Floridas, wo über einen umstrittenen Gentechnik-Freilandversuch abgestimmt wurde. Dabei haben sich jetzt die Wähler im Monroe County mehrheitlich dafür ausgesprochen, einen Test mit Millionen von Moskitos zuzulassen. Das Unternehmen Oxitec plant männliche Aedes-aegypti-Mücken frei lassen, die genetisch verändert wurden: Ihr Nachwuchs stirbt, bevor er voll ausgewachsen ist. Dadurch soll die Gefahr gesenkt werden, dass die lokale Mückenpopulation Zika- oder Dengue-Viren überträgt. Die US-amerikanische Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA hatte die Freisetzung der gentechnisch veränderten Tiere im August bereits genehmigt, zusätzlich sollte wegen zuvor lautstarker Proteste aber ein Meinungsgesamtbild eingeholt werden. Die nun erfolgte Entscheidung der Wähler war eindeutig, aber nicht einstimmig: Das gesamte County hat sich mehrheitlich für den Freilandversuch, die Bevölkerung des direkt betroffenen Wahlkreises Key Haven aber dagegen ausgesprochen. Das Experiment wird deswegen nun durchgeführt – womöglich aber nicht in vor Ort in Key Haven, so ein Sprecher der FDA.

Die Firma Oxitec hatte ähnliche Freilandversuche schon auf den Kaimaninseln, in Malaysia und Brasilien durchgeführt und danach Anfangserfolge gemeldet: Zum Teil hatte sich die Mückenpopulation um bis zu 90 Prozent reduziert. In Spanien waren die Experimente dagegen nach Protesten abgesagt worden. Die veränderten Moskitos der Sorte OX513A tragen zusätzlich zu dem Tötungsgen einen Regulator, der das Gen unterdrückt, wenn das Antibiotikum Tetrazyklin vorhanden ist – auf diese Weise kann sich der Stamm unter kontrollierten Bedingungen vermehren, jedoch nicht im Freiland.

Kritiker weisen darauf hin, dass dennoch in rund vier Prozent der Fälle Mücken des gentechnisch veränderten Stamms heranwachsen – womöglich könnten sie sich im Freiland fortpflanzen und das veränderte Erbgut weitergeben. Zudem fürchten Skeptiker eine Resistenzentwicklung gegen das Tötungsgen; das sei zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Klar ist allerdings: Durch das Freisetzen der männlichen Gentech-Mücken werden nicht mehr Einwohner gestochen. Denn ausschließlich die Weibchen von Aedes aegypti saugen Blut am Menschen, und Oxitech garantiert, dass nur rund 0,2 Prozent der freigesetzten Mücken weiblich sind.

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