Biodiversität: Wal-Feinschmeckern mundet auch Rind
Als überraschend wenig spezialisiert erweist sich die einzigartige Tiefseelebensgemeinschaft aus Würmern und Bakterien-Symbionten, die den Lebensraum Walkadaver am Meeresgrund besiedelt. Forscher hatten die Osedax-Würmer und ihre Symbionten zunächst als durch den kommerziellen Walfang bedroht angesehen, weil die Tiere von ihrer einzigen Nahrungsquelle abgeschnitten wären: Walen, die eines natürlichen Todes sterben und auf den Boden sinken.
Nun berichten William Jones vom Forschungszentrum des Monterey Bay Aquariums und Kollegen aber, dass hungrige Würmer findig und nicht übertrieben wählerisch sind. Im Normalfall nähren sich die Weibchen der mund- und darmlosen Osedax-Vielborster von den Lipid-Nährstoffen der Walknochen, an die sie allerdings nur mit Hilfe der Enzyme ihrer symbiontischen Oceanospirillales-Bakterien herankommen. Die Würmer beherbergen ihre Symbionten in wurzelförmigen Organen, die in die Walknochen hineinwachsen.
Jones' Team untersuchte nun, wie schnell verschiedene Osedax-Spezies neue Nahrungsinseln in den Weiten des Ozeans orten und besiedeln. Zu diesem Zweck versenkten die Forscher frische, in Strauchform arrangierte Rinderknochen-Buketts in Wassertiefen von 385 bis 2893 Meter in der Nähe bekannter Walkadaver und übermittelten per Videoüberwachung, ob diese von Würmern bewachsen wurden.
Sechs von acht der lokalen Osedax-Spezies besiedelten die Rinderknochen tatsächlich, ermittelten die Forscher. Knochen in mittleren Wassertiefen erkannten ausschwärmende Larven der Würmer dabei innerhalb weniger Wochen, im Flachen sowie in großer Tiefe versenkte Nahrungsangebote waren teilweise erst nach einem Jahr kolonisiert. Immer aber waren die Knochen eine verwertbare Nahrungsgrundlage, an denen Würmer zur Geschlechtsreife gelangten und Nachkommen produzierten.
Die eiweißverdauenden Enzyme der symbiontischen Bakterien seien demnach in der Lage, verschiedene Kohlenstoffquellen zu nutzen und etwa die Kollagene des Rinderknochens effizient abzubauen. Damit stehe den früher als Walknochenspezialisten eingestuften Wurmpopulationen ein unerwartet großes Reservoir an Überlebensmöglichkeiten zur Verfügung, auch wenn gerade kein Walkadaver in der Nähe ist, folgern die Forscher.
Ob auch die Knorpel und Knochen größerer Fische als Nährstoffgrundlage dienen, wollen Jones und Co mit neuen Versenkungsexperimenten klären. Klar sei aber bereits jetzt, dass Osedax-Populationen sich mit einer großen Bandbreite verendeter kleiner Meereslebewesen wie Delfinen, Robben oder Schweinswalen über Wasser halten können – und deshalb wohl in allen sieben Meeren häufiger sind als gedacht. (jo)
Nun berichten William Jones vom Forschungszentrum des Monterey Bay Aquariums und Kollegen aber, dass hungrige Würmer findig und nicht übertrieben wählerisch sind. Im Normalfall nähren sich die Weibchen der mund- und darmlosen Osedax-Vielborster von den Lipid-Nährstoffen der Walknochen, an die sie allerdings nur mit Hilfe der Enzyme ihrer symbiontischen Oceanospirillales-Bakterien herankommen. Die Würmer beherbergen ihre Symbionten in wurzelförmigen Organen, die in die Walknochen hineinwachsen.
Jones' Team untersuchte nun, wie schnell verschiedene Osedax-Spezies neue Nahrungsinseln in den Weiten des Ozeans orten und besiedeln. Zu diesem Zweck versenkten die Forscher frische, in Strauchform arrangierte Rinderknochen-Buketts in Wassertiefen von 385 bis 2893 Meter in der Nähe bekannter Walkadaver und übermittelten per Videoüberwachung, ob diese von Würmern bewachsen wurden.
Sechs von acht der lokalen Osedax-Spezies besiedelten die Rinderknochen tatsächlich, ermittelten die Forscher. Knochen in mittleren Wassertiefen erkannten ausschwärmende Larven der Würmer dabei innerhalb weniger Wochen, im Flachen sowie in großer Tiefe versenkte Nahrungsangebote waren teilweise erst nach einem Jahr kolonisiert. Immer aber waren die Knochen eine verwertbare Nahrungsgrundlage, an denen Würmer zur Geschlechtsreife gelangten und Nachkommen produzierten.
Die eiweißverdauenden Enzyme der symbiontischen Bakterien seien demnach in der Lage, verschiedene Kohlenstoffquellen zu nutzen und etwa die Kollagene des Rinderknochens effizient abzubauen. Damit stehe den früher als Walknochenspezialisten eingestuften Wurmpopulationen ein unerwartet großes Reservoir an Überlebensmöglichkeiten zur Verfügung, auch wenn gerade kein Walkadaver in der Nähe ist, folgern die Forscher.
Ob auch die Knorpel und Knochen größerer Fische als Nährstoffgrundlage dienen, wollen Jones und Co mit neuen Versenkungsexperimenten klären. Klar sei aber bereits jetzt, dass Osedax-Populationen sich mit einer großen Bandbreite verendeter kleiner Meereslebewesen wie Delfinen, Robben oder Schweinswalen über Wasser halten können – und deshalb wohl in allen sieben Meeren häufiger sind als gedacht. (jo)
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