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Mikrobiom: Waldarm verrät evolutionäres Pflanzenfresser-Erbe

Die Bakteriengemeinschaften im Darm von Walen erinnert an ihre paarhufigen Vorfahren - trotz ihrer grundlegend anderen Ernährungsweise.
Blauwal - größer ist heute keiner

Bartenwale ernähren sich zwar seit Millionen Jahren von kleinen Krebsen, die Bakteriengemeinschaft in ihrem Darm jedoch gleicht nach wie vor jener ihrer vegetarischen, landlebenden Vorfahren. Zu diesem Schluss kommt ein Wissenschaftlerteam um Peter Girguis von der Harvard University auf der Basis von Obduktionsbefunden an zwölf Bartenwalen dreier Spezies. Die Mikrobiome in den Därmen der Tiere zeigen deutliche und überraschende Parallelen zu terrestrischen Pflanzenfressern, sowohl in ihrer Artenstruktur als auch im Hinblick auf Stoffwechselfunktionen, die für die Verdauung der Nahrung wichtig sind. Gerade Letzteres ist eine Überraschung, da sich die Nahrungszusammensetzung so drastisch geändert hat. Das Ergebnis zeigt, wie sehr Symbiosegemeinschaften sich an neue Bedingungen anpassen, ohne dass die Partner sich trennen müssen.

Die Bakterien im Darm, das Mikrobiom, sind nicht einfach Mitreisende, sie tragen wichtige Funktionen zu Verdauung und Stoffwechsel bei, die der Körper nicht selbst ausführen kann. Deswegen hängt es sehr stark von der Ernährung ab, welche Arten in der Mikrobengemeinschaft vertreten sind – Fleischfresser haben andere Stoffwechselbedürfnisse als Pflanzenfresser. Erstaunlicherweise gibt es jedoch Beispiele dafür, dass auch bei einer drastischen Ernährungsumstellung die ursprüngliche Darmflora nicht sukzessive durch neue Arten verdrängt wird, wie man erwarten sollte. Den Walen könnten ihre Pflanzenfresserbakterien sogar weitergeholfen haben – sie haben gelernt, das normalerweise unverdauliche Chitin zu verwerten, vergleichbar mit Zellulose bei Pflanzenfressern. Allerdings gibt es auch deutliche Unterschiede. Nach der Studie ist die Mikrobengemeinschaft der Wale deutlich verarmt, analog zu terrestrischen Fleischfressern.

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