Klimawandel: Walrossinvasion an Alaskas Küsten
Im Sommer 2014 erreichte die Meereisbedeckung in der nordamerikanischen Chukchi-See den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1979 – was offensichtlich zehntausende Pazifische Walrosse(Odobenus rosmarus) an die Küsten Alaskas trieb: Mehr als 35 000 Tiere versammelten sich beispielsweise auf dem Strand bei Point Lay imk Nordosten des US-Bundesstaats – niemals zuvor hatten Wissenschaftler derart große Ansammlungen der Meeressäuger an Land beobachtet. Normalerweise verbingen Walrosse längere Zeit auf dem Packeis, wo sie auch ihre Jungen zur Welt bringen und stillen. Wegen der fortgesetzten Eisschmelze in arktischen Gewässern müssen sie sich in jüngerer Vergangenheit allerdings häufiger Ersatzkinderstuben suchen: Erst seit 2007 beobachten die Zoologen um Megan Ferguson von der US-amerikanischen Wetter- und Meeresbehörde NOAA, dass Walrosse verstärkt und in großer Zahl ans Festland gehen, zuvor handelte es sich meist nur um Einzeltiere oder allenfalls um kleinere Gruppen.
Vom Land aus müssen die Tiere allerdings längere Strecken bis zu ihren Nahrungsgründen zurücklegen, was womöglich den Aufzuchterfolg mindert. Die verbliebenen Eisflächen bieten allerdings keine Alternative, da sich dort immer mehr Walrosse zusammendrängen. Dadurch steigt zum einen die Gefahr, dass Jungtiere erdrückt werden. Zum anderen nahm auch die Eisdicke in den letzten Jahren deutlich ab, weshalb das Eis bisweilen unter dem Gewicht der kolossalen Meeressäuger kollabiert und die nicht ausgewachsenen Kälber im kalten Meer erfrieren. Bis 2016 könnte das Sommereis in der Chukchi-See völlig verschwinden, weshalb die Biologen zukünftig noch größere Walrossversammlungen erwarten.
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