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News: Wanderkarten für den Mars

Welcher Maßstab darf's denn sein? 1 : 50.000 für die Tageswanderung oder doch lieber 1 : 200.000 für ausgedehnte Touren? Fast ist man versucht, die aride Landschaft zu Fuß zu erkunden. Doch die zerklüftete Hochlandregion bleibt ein fernes, unerreichbares Ziel: Sie liegt nicht in einer irdischen Wüste, sondern auf dem Roten Planeten.
Mit einer Bildauflösung von bis zu zehn Metern pro Bildpunkt lässt die Karte selbst kleinste Details im Gelände erkennen. Die Höhenlinien im Abstand von 50 Metern veranschaulichen plastisch die Höheninformation, die Topographie. Wanderer könnten anhand dieser Karten Touren planen, Aussichtspunkte erklimmen und Hindernisse umgehen.

Die beispiellose Qualität der ersten topographischen Karten unseres Nachbarplaneten illustriert eindrucksvoll, in welchem Maße die ESA-Mission Mars Express unser Wissen über diesen Himmelskörper erweitert hat. Eines der wichtigsten Ziele von Mars Express ist es, die Oberfläche des Roten Planeten vollständig in hoher Auflösung, in Farbe und in 3-D abzubilden. Zu diesem Zweck tastet die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene High Resolution Stereo Camera (HRSC) mit ihren lichtempfindlichen Scannerzeilen die Marsoberfläche ab. Daraus lassen sich digitale Geländemodelle ableiten, die als Grundlage für die Erstellung der topographischen Marskarten dienen.

Die ersten der nun vorgestellten Blattschnitte, die vom Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der Technischen Universität Berlin in Kooperation mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erarbeitet wurden, zeigen die zerklüftete Iani Chaos-Region nahe dem Marsäquator. Einzelne Felsblöcke und Hügel bilden eine zerklüftete Oberflächenstruktur in „chaotischer“ Anordnung. Diese Terrassen und Inselberge sind Überbleibsel der vormals existierenden Oberfläche des alten Marshochlands, die in sich zusammengestürzt ist, nachdem sich im Untergrund Hohlräume gebildet hatten. Wahrscheinlich wurde Eis in diesen Hohlräumen durch vulkanische Wärme zum Abtauen gebracht und ergoss sich dann über die Ausflusskanäle der Ares Valles in das nördliche Tiefland.

Als Standardkartenwerk des HRSC-Experiments geplant war die „Topographische Bildkarte Mars 1:200.000“, auf der ein Zentimeter auf der Karte zwei Kilometern in der Wirklichkeit entspricht. Bei Bedarf ließen sich diese Karten auch in Viertel oder gar Sechzehntel unterteilen, um die Maßstäbe 1 : 100.000 bzw. 1 : 50.000 zu erreichen. Allerdings wäre der dazu nötige Aufwand enorm und wohl nur durch Zusammenarbeit verschiedener Institutionen auf europäischer Ebene zu realisieren. Im Maßstab 1 : 200.000 würde man 10.372 einzelne Kartenblätter benötigen, um die gesamte Marsoberfläche abzudecken.

Für die aktuelle Marsforschung würde ein solches Kartenwerk eine ideale Arbeitsgrundlage darstellen. Ein kommerzieller Verlag dürfte sich freilich kaum für dieses Projekt finden lassen angesichts der begrenzten Anzahl interessierter Wanderer.

UR

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