Direkt zum Inhalt

News: Wandern die Automobilzulieferer aus?

Die Verlagerung kostenintensiver Arbeitsplätze in Billiglohnländer vollzieht sich in weit geringerem Umfang, als in der Standortdebatte oft behauptet. Nicht so sehr die hohen Personalkosten am Standort Deutschland, sondern vielmehr die Ziele der Expansion und des Zugangs zu neuen Märkten spielen für die deutsche Wirtschaft die Hauptrolle bei ihrem Auslandsengagement.
Das geht aus einer Betriebsbefragung des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) bei 116 Unternehmen der Automobilzuliefer-Branche in Nordrhein-Westfalen hervor. Die Auswertung der Studie ergab, daß insgesamt 72 Prozent der Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen im Ausland unterhalten. 66 Prozent beziehen Vorprodukte aus dem Ausland und 34 Prozent der Unternehmen haben darüber hinaus Produktionsstandorte im Ausland.

Lediglich knapp 9 Prozent aller Unternehmen praktizieren Verlagerungen, um Kostenvorteile durch Produktionsstandorte in Niedriglohnländern zu nutzen, ergab die Auswertung der Befragung. Werden weitere Unternehmen, für die Verlagerungen zwar wichtig, die Personalkosten aber nicht einziges Motiv für ihr Engagement im Ausland sind, in die Auswertung einbezogen, ergibt sich als Bild, daß 25 Prozent der Auslandsaktivitäten aus Verlagerungsmotiven erfolgen. In erster Linie dienen Auslandsstandorte jedoch der Belieferung des ausländischen Absatzmarktes (32 Prozent der Unternehmen mit Auslandsaktivitäten). Für jedes fünfte Unternehmen ist die Zulieferung an einen bestimmten Autohersteller wichtig – die Zulieferer sind den globalisierenden Automobil-Konzernen zu den neuen Auslandsstandorten gefolgt. Erst nachrangige Bedeutung haben ausländische Produktionsstandorte zur Herstellung arbeitsintensiver Vorprodukte, die anschließend in deutschen Betrieben weiterverarbeitet werden, so die IAT-Wissenschaftlerin Bettina Walker.

Ein Vergleich der Export- und Importaktivitäten bestätigt diese Tendenz. Nur im Bereich der Europäischen Union ist die Zahl der Unternehmen, die Vorprodukte importieren und eigene Produkte exportieren, etwa gleich groß. Fuer alle anderen Länder bewegt sich die Relation zwischen Exporten und Importen im Verhältnis von mindestens 2:1. 50,6 Prozent der befragten Unternehmen exportieren beispielsweise in die Tschechische Republik, während nur 21,2 Prozent der Unternehmen Vorprodukte von daher beziehen. Hauptsächlich spielt sich das Auslandsengagement der nordrhein-westfälischen Automobilzulieferer jedoch auf dem europäischen Markt ab. 96,5 Prozent der befragten Unternehmen exportieren in Länder der Europäischen Union, 88 Prozent importieren von dort Produkte. 61 Prozent exportieren nach Nordamerika, aber nur 21 Prozent beziehen von dort Importe. Die drei wichtigsten Länder für Produktionsstandorte sind mit den drei wichtigsten Im- und Exportländern identisch: 85 Prozent der befragten Unternehmen mit Auslandsstandorten haben Werke in EU-Ländern, 68 Prozent haben Standorte in Nordamerika und fast 43 Prozent geben an, Produktionswerke in der Tschechischen Republik zu haben.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.