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Sexualität: Wann der Johnny-Depp-Effekt versagt

Feminine Züge wirken nicht immer attraktiv. Bei Gesichtern mit Attributen beider Geschlechter sinkt die Anziehungskraft, wenn sich der Betrachter für ein Geschlecht entscheiden muss.
Androgyne Gesichter wirken manchmal weniger attraktiv

Frauen stehen auf Männer mit femininen Gesichtszügen. Das ist die Hypothese des so genannten Johnny-Depp-Effekts. Doch man weiß auch: Das trifft nicht in allen Lebenslagen zu. Forscher um Piotr Winkielman von der University of California in San Diego haben nun festgestellt, dass Bilder von Gesichtern, die stufenweise aus männlichen und weiblichen Gesichtszügen "zusammengemischt" wurden, zwar generell attraktiver wirkten, wenn sie mehr weibliche Anteile enthielten. Die Attraktivität sank aber, wenn die Probanden zuvor gebeten wurden, sich auf das Geschlecht des abgebildeten Menschen festzulegen. Die Erklärung der Wissenschaftler: Setzt man die Probanden bezüglich des uneindeutigen Geschlechts unter Entscheidungsdruck, wirkt sich das negativ auf ein damit zusammenhängendes zu bewertendes Kriterium aus – in diesem Fall die Attraktivität.

Mit einem zweiten Experiment testeten die Forscher ihre Hypothese. Wieder mischten sie männliche und weibliche Gesichter, wobei sie dieses Mal Fotos eines asiatisch aussehenden Menschen mit Wurzeln in China und eines europäischen weißen Menschen vermischten. Dann baten sie Gruppen von Versuchsteilnehmern, jeweils etwa 100 männliche und weibliche Psychologiestudenten, sich entweder auf das Geschlecht oder auf die Herkunft festzulegen, bevor sie die Attraktivität bewerteten. Eine dritte Gruppe bekam keine Entscheidung aufgehalst und musste lediglich die Attraktivität einschätzen.

Tatsächlich beurteilten nur jene Probanden die Attraktivität vermischter Bilder geringer, die sich zuvor auf ein Geschlecht hatten festlegen müssen. Die Entscheidung über die Herkunft hatte keinen derartigen Einfluss. Androgyne Gesichter wirkten also nicht per se weniger attraktiv, sondern nur dann, wenn die Versuchsteilnehmer auf die Androgynität hingewiesen worden waren. Das bestätigte die Hypothese der Forscher. Sie vermuten weiter, dass nicht etwa nur der Hormonspiegel Frauen dazu bringt, bestimmte Gesichtszüge von Männern gelegentlich anderen vorzuziehen. Vielmehr spielten kognitive Prozesse und der soziale Kontext eine Rolle bei der Einschätzung.

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