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Gesundheit: Wann 'viel trinken' bei Krankheit zur Gefahr wird

Wer krank ist, sollte viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Zu viel kann allerdings gefährlich werden, zeigt eine Fallstudie.
Kranke Frau sitzt auf dem Sofa und trinkt Tee

Bei leichten bis mittelschwereren Infektionen raten Ärzte ihren Patienten oftmals standardmäßig: "Nehmen Sie viel Flüssigkeit zu sich." Im Fachmagazin "BMJ Case Reports" berichten Wissenschaftler nun allerdings von einem Fall, bei dem dieser gut gemeinte Ratschlag, der in erster Linie vor Dehydration schützen soll, beinahe ernste Folgen nach sich gezogen hätte: Eine 59-jährige Patienten nahm im Kampf gegen einen wiederkehrenden Harnwegsinfekt so viel Wasser zu sich, dass sie eine Hyponatriämie entwickelte – eine zu niedrige Konzentration von Natriumionen im Blutserum. Statt wie üblich 135 bis 145 mmol/l offenbarten Tests bei ihr nur noch 123 mmol/l, ein Wert, bei dem Ärzte bereits von einem medizinischen Notfall sprechen.

Die Patientin gab an, auf medizinischen Ratschlag hin gehandelt zu haben, den Tipp "viel trinken" hätte sie bereits bei ähnlichen Infekten zuvor bekommen. Die behandelnden Ärzte verordneten ihr, in den folgenden 24 Stunden nicht mehr als einen Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Daraufhin besserte sich ihr Zustand – Zittrigkeit, Verwirrtheit, Erbrechen und Sprachstörungen – wieder. Die Autoren der Studie weisen auch auf den Fall einer anderen Patientin hin, die ähnliche Symptome nach übermäßigem Flüssigkeitskonsum während einer Magen-Darm-Entzündung entwickelte und schließlich starb.

Falsche Panik soll die Studie der Forscher allerdings nicht erzeugen: Solange die Funktion der Nieren nicht beeinträchtigt ist, sei es relativ unwahrscheinlich, dass Patienten sich mit Wasser umbringen, weil sie den "Viel-trinken"-Ratschlag ihres Arztes zu ernst nehmen, sagen sie. Wenn wir uns richtig schlapp und platt fühlen, haben wir meist auch keine Lust mehr auf Tee oder Wasser. Dann kann die Erinnerung des Arztes hilfreich sein, um uns vor Flüssigkeitsmangel zu schützen. Bei manchen Erkrankungen könnten sich aber hormonelle Veränderungen einstellen, die dafür sorgen, dass Wasser schlechter ausgeschieden wird. Wie die Experten daher glauben, ist zu dem Thema noch mehr wissenschaftliche Evidenz vonnöten. Und: "Ärzte sollten versuchen, spezifischere Ratschläge zu geben", erklärte Maryann Noronha vom King's College Hospital NHS Foundation Trust in London dem "Guardian". "Ich rate Menschen, dass sie mindesten so viel trinken sollen wie sonst auch, wenn sie krank sind. Und sie können noch einmal bis zur halben Menge obendrauf packen. Wenn man normalerweise drei Liter trinkt, sollte man im Krankheitsfall keine sechs Liter zu sich nehmen."

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