Antarktische Eisschilde: Warmes Wasser nagt an Ostantarktis-Gletscher
Seit über 40 Millionen Jahren beherrscht eine kontinentale Eiskappe die Ostantarktis – anders als ihr kleineres Gegenstück in der Westantarktis überstand sie seither alle Klimaschwankungen. Diese beruhigende Stabilität ist jedoch nur die Hälfte der Geschichte, wenn es um ihre zukünftigen Beiträge zum Meeresspiegel geht. Eine Forschergruppe um Jamie Greenbaum von der University of Texas >demonstriert jetzt am Beispiel des ostantarktischen Totten-Gletschers, dass die Randbereiche der Eiskappe sehr wohl durch starke Eisverluste gefährdet sind, mit beträchtlichen Auswirkungen auf den Meeresspiegel. Anders als vermutet ist der Eisschelf dieses gigantischen Gletschers nicht vor dem Zustrom warmen Wassers aus dem Ozean geschützt – die Forscher identifizierten zwei tiefe Kanäle, über die Meerwasser unter den Gletscher vordringt und ihn antaut. Derzeit schrumpft das Schelfeis dort um etwa zehn Meter pro Jahr.
Der Totten-Gletscher fließt in einen übertieften Trog, der nahezu drei Kilometer unter den Meeresspiegel reicht und in dem das Gletschereis bereits schwimmt. Bisher nahmen Forscher allerdings an, dass der Trog durch eine seewärtige flache Schwelle und das daraufliegende Eis vom offenen Ozean getrennt sei – insbesondere von einer Schicht warmen Wassers unterhalb von etwa 500 Meter Tiefe. Greenbaum und sein Team zeigen nun, dass das ein Irrtum war: An zwei Stellen, zeigt eine Kombination aus Radarbildern und Schweremessungen, durchbrechen über 600 Meter tiefe Kanäle die seewärtige Schwelle – der Trog ist bereits im Kontakt mit dem warmen Wasser. Über den Totten-Gletscher fließt Eis aus dem Aurora-Becken ab, einem unter dem Meeresspiegel liegenden Gebiet, das fast so groß ist wie die gesamte Westantarktis. Theoretisch kann der Ozean in so ein Becken eindringen und den kompletten Eisschelf zerfallen lassen. Dadurch würde der Meeresspiegel wohl um etwa drei Meter steigen.
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