Naturkatastrophen: Warten auf die nächste Flut
Als vor knapp drei Jahren das Weihnachtsbeben von 2004 Südostasien erschütterte und Flutwellen weite Landstriche Thailands, Indonesiens oder Indiens verwüsteten, blieb Bangladesch weit gehend verschont: Die Wellen hatten sich hier schon stark abgeschwächt. Womöglich droht dem dicht besiedelten Land jedoch große Gefahr unmittelbar vor den eigenen Küsten.
"Das Meer schwappte mehrmals wie im Zorn heftig vor und zurück." Mit diesen Worten schilderte ein 106 Jahre alter Dorfbewohner der Cheduba-Inseln vor der Küste des heutigen Myanmars dem englischen Kapitän Edward Halsted die Folgen eines lokalen Erdbebens. Aus Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, vermeldeten Augenzeugen, dass der Fluss Buriganga plötzlich anstieg, hunderte große Boote mit sich riss und zahlreiche Menschenleben forderte. Und während seiner Erkundungsfahrten 1841 auf der Childers entdeckte der Brite zahlreiche Hinweise an Inseln im Golf von Bengalen, die eine plötzliche Hebung der Eilande um bis zu sieben Meter nahelegten, während an den angrenzenden Gestaden der Provinz Chittagong einiges auf ebenso schnell untergegangene Küstenstreifen hindeutete.
Indiens Platte taucht hier also nicht mehr unter ihren Nachbarn ab, sondern gleitet an ihm entlang nach Norden. Dadurch baut sich weniger Druck und Spannung im Gestein auf, sodass große und schwere Erschütterungen allenfalls sehr selten auftreten sollten. Weiterhin verlaufe die Plattengrenze bereits im südlichen Myanmar nicht mehr unter Wasser, sondern setze sich dort an Land fort, weshalb selbst im Falle eines Erdbebens keine Tsunamis durch nach oben schnellende Plattenstücke ausgelöst werden könnten, so die Meinung dieser Geo-Fraktion. Phil Cummins von der australischen Regierungsbehörde für geowissenschaftliche Forschung und Geoinformation in Canberra vertritt nun allerdings eine konträre These – und warnt vor potenziell verheerenden Konsequenzen für die dicht besiedelten Küsten ringsum. Laut seinen Forschungsergebnissen liegt der tatsächliche Berührungsbereich beider Platten rund 200 Kilometer weiter westlich inmitten des Golfs von Bengalen, und er bildet den nördlichen Abschluss eines Grabensystems, der bei den Andamanen beginnt und erst nach 900 Kilometern im Delta der Flüsse Ganges und Bhramaputra landgebunden wird. Mithin hätte diese Zone doch eine ausreichende Länge, um ähnlich kräftige Beben auszulösen wie jenes, das 2004 den Sunda-Graben vor Sumatra erschütterte.
Überdeckt wird dieser Abschnitt der Störung von einem zwanzig Kilometer mächtigen Sedimentpaket, das die großen südasiatischen Ströme vor ihrem Delta seit dem Miozän abgelagert haben. Es dämpft schwächere Beben, die daher vor Beginn der modernen Seismologie möglicherweise kaum wahrgenommen wurden. Zum anderen isoliert das Material das darunter liegende Grundgestein und verbessert dessen thermische Bedingungen für die Entstehung eines Erdbebens. Eine regionale seismische Aktivität bestätigen zudem Untersuchungen, die die Deformationslinie – die einer Subduktionszone vorausläuft – deutlich vor der Küste Myanmars verorten.
Cummins selbst schränkt allerdings ein, dass seine Untersuchung und vor allem die Modellierung nur den schlimmst möglichen Fall beschreiben – schließlich sei unklar, wie stark das Beben 1762 tatsächlich war. Zudem könne es noch 200 Jahre dauern, bis sich wieder genügend Spannung an der Plattengrenze aufgebaut habe, meint der Forscher: Gegenwärtig drückt die Indische Platte nur mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 23 Millimetern pro Jahr gen Osten. In Sicherheit wiegen sollten sich Bevölkerung und Behörden jedoch nicht, denn es drohen auch Tsunamis aus anderer Quelle: Die anhaltend rasche und umfangreiche Ablagerung von Sedimenten vor den Flussmündungen kann jederzeit unterseeische Erdrutsche auslösen – und damit ähnlich verheerende Wellen aussenden.
Noch knapp achtzig Jahre nach dem Erdbeben von 1762 war die geotektonische Erschütterung deutlich in der Natur ersichtlich und im Gedächtnis sehr alter Augenzeugen präsent. Doch seitdem herrscht in der Region eine relative seismische Ruhe, sodass die Katastrophe im Gedächtnis der Bevölkerung verblasste und sich auch die Geowissenschaft nicht mehr sonderlich für die Region interessierte. Viele der daran noch arbeitenden Forscher gelangten zudem zu dem Schluss, dass die ostwärts gerichtete Subduktion der Indischen unter die Eurasische Platte im Bereich von Myanmar beendet ist und durch ein horizontales Verschieben der beiden Krustenstücke ersetzt wurde.
Indiens Platte taucht hier also nicht mehr unter ihren Nachbarn ab, sondern gleitet an ihm entlang nach Norden. Dadurch baut sich weniger Druck und Spannung im Gestein auf, sodass große und schwere Erschütterungen allenfalls sehr selten auftreten sollten. Weiterhin verlaufe die Plattengrenze bereits im südlichen Myanmar nicht mehr unter Wasser, sondern setze sich dort an Land fort, weshalb selbst im Falle eines Erdbebens keine Tsunamis durch nach oben schnellende Plattenstücke ausgelöst werden könnten, so die Meinung dieser Geo-Fraktion. Phil Cummins von der australischen Regierungsbehörde für geowissenschaftliche Forschung und Geoinformation in Canberra vertritt nun allerdings eine konträre These – und warnt vor potenziell verheerenden Konsequenzen für die dicht besiedelten Küsten ringsum. Laut seinen Forschungsergebnissen liegt der tatsächliche Berührungsbereich beider Platten rund 200 Kilometer weiter westlich inmitten des Golfs von Bengalen, und er bildet den nördlichen Abschluss eines Grabensystems, der bei den Andamanen beginnt und erst nach 900 Kilometern im Delta der Flüsse Ganges und Bhramaputra landgebunden wird. Mithin hätte diese Zone doch eine ausreichende Länge, um ähnlich kräftige Beben auszulösen wie jenes, das 2004 den Sunda-Graben vor Sumatra erschütterte.
Überdeckt wird dieser Abschnitt der Störung von einem zwanzig Kilometer mächtigen Sedimentpaket, das die großen südasiatischen Ströme vor ihrem Delta seit dem Miozän abgelagert haben. Es dämpft schwächere Beben, die daher vor Beginn der modernen Seismologie möglicherweise kaum wahrgenommen wurden. Zum anderen isoliert das Material das darunter liegende Grundgestein und verbessert dessen thermische Bedingungen für die Entstehung eines Erdbebens. Eine regionale seismische Aktivität bestätigen zudem Untersuchungen, die die Deformationslinie – die einer Subduktionszone vorausläuft – deutlich vor der Küste Myanmars verorten.
Entsprechend kann auch im Golf von Bengalen ein Mega-Beben mit einer Stärke jenseits von 8,8 inklusive Tsunamis losbrechen: Kapitän Halsted dokumentierte auf seiner Fahrt 1841 bereits die lokalen Folgen eines derartigen Ereignisses. Heute dürften Erschütterung und Flutwellen allerdings katastrophaler enden, wie die Simulation eines derartigen Bebens den Geologen vermuten lässt. Denn in der betroffenen Region leben mittlerweile rund sechzig Millionen Menschen – etwa in den Metropolen Kalkutta, Dhaka und Chittagong –, deren Heimstatt weniger als zehn Meter über dem Meeresspiegel liegt. Und gerade im Raum um Chittagong vermerkten Chronisten 1762 die größten Schäden und Geländeverformungen durch den damaligen Tremor und die Tsunamis. Innerhalb kürzester Zeit würden hier nach den Berechnungen Wellen mit mindestens 2,5 Meter Höhe anrauschen und tiefer gelegene Gebiete überschwemmen.
Cummins selbst schränkt allerdings ein, dass seine Untersuchung und vor allem die Modellierung nur den schlimmst möglichen Fall beschreiben – schließlich sei unklar, wie stark das Beben 1762 tatsächlich war. Zudem könne es noch 200 Jahre dauern, bis sich wieder genügend Spannung an der Plattengrenze aufgebaut habe, meint der Forscher: Gegenwärtig drückt die Indische Platte nur mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 23 Millimetern pro Jahr gen Osten. In Sicherheit wiegen sollten sich Bevölkerung und Behörden jedoch nicht, denn es drohen auch Tsunamis aus anderer Quelle: Die anhaltend rasche und umfangreiche Ablagerung von Sedimenten vor den Flussmündungen kann jederzeit unterseeische Erdrutsche auslösen – und damit ähnlich verheerende Wellen aussenden.
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