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Verhaltensforschung: Warum bauen Singvögel Höhlen im Schnee?

Eis und Schnee sind nicht unbedingt die besten Freunde kleiner Singvögel. Doch nordamerikanische Birkenzeisige machen das Beste aus der weißen Pracht.

Der Biologe Bernd Heinrich betrachtet gerne Vögel – und wunderte sich über ein besonderes Verhalten von Birkenzeisigen(Carduelis flammea) in seiner Heimat im westlichen Maine: Die kleinen Finkenvögel graben sich regelrechte Höhlen in den Schnee, ganze Schwärme können dabei große Flächen durchpflügen. Insgesamt beobachtete der emeritierte Professor der University of Vermont einen Schwarm von 150 Birkenzeisigen, die von November 2012 bis Februar 2013 mindestens 250 Höhlen und Tunnel im Schnee schufen – ein Verhalten, das er zuvor noch nie beobachtet hatte und das von Singvögeln bislang auch nicht bekannt war: Von Grünspechten(Picus viridis) weiß man, dass sie sich im Winter bisweilen durch Schnee zu Ameisenhügeln vorarbeiten, um an Nahrung zu kommen.

Bei den Birkenzeisigen konnte er jedoch keine Futtersuche nachweisen; zudem fand er in der Nähe der Tunnel kaum Vegetation. Womöglich spielten die Vögel einfach nur, so der Verhaltensforscher: Schließlich beginne ein Vogel damit, und viele weitere folgten ihm bald. Heinrich will allerdings auch ein gezieltes Verhalten nicht ausschließen. Denn schließlich leben Birkenzeisige vorwiegend im hohen Norden, in den Tundren Europas und Nordamerikas, und verbringen dort sogar den Winter, solange es ausreichend Nahrung gibt – erst bei Futtermangel ziehen sie nach Süden. In den arktischen Gefilden könnten die Tiere die Schneehöhlen bauen, um darin die eiskalten Nächte zu überleben, so der Biologe: Der Schnee isoliert und verhindert damit, dass die Vögel extrem auskühlen. Das funktioniert jedoch nur, wenn der Schnee während der Nacht nicht taut und wieder gefriert – was aber in der Arktis gewährleistet sei, sagt Heinrich. In Maine hingegen könnten die Tunnel wegen der Temperaturwechsel zur Todesfalle werden, was die Zeisige anscheinend ahnen: In keinem Fall fand Heinrich tote Vögel in den untersuchten Tunneln. Zudem gruben sie nur Tunnel in den Schnee, als die Temperaturen unter minus 14 Grad Celsius fielen, und nie, wenn es milder war.

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