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Magisches Denken: Warum Bieter im Auktionshaus an Magie glauben

Ein Gegenstand wird umso teurer, je öfter ihn ein Star berührte.

Zum Heiligen Rock in Trier fahren Gläubige in der Regel nicht, weil er besonders interessante Einsichten ermöglicht. Nein, die Reliquie wird verehrt, weil sie Jesus Christus (mutmaßlich) einst höchstpersönlich am Leibe trug. Derselbe Mechanismus, befinden nun Wissenschaftler, funktioniert auch bei weniger prominenten Zeitgenossen, wie etwa John F. Kennedy. Auch deren Besitz erfährt eine drastische Wertsteigerung – sofern ihn der Prominente nur oft genug berührte.

Das sei nichts anderes als magisches Denken, finden George Newman und Paul Bloom von der Yale University. In den Preisen bei Auktionen fanden sie den entsprechenden Beleg: Bei beliebten Prominenten – neben JFK betrachteten sie auch eine Marilyn-Monroe-Auktion – wuchs der Preis, je mehr ein Objekt vom Vorbesitzer berührt worden sein dürfte.

Bei unbeliebten Zeitgenossen – wie dem Exbörsenmakler Bernard Madoff, der Anleger um Milliardenbeträge prellte – zeigte sich eher das Gegenteil. Bei neutralen Personen, wie Madoffs Frau, beobachteten die Forscher gar keinen Effekt.

Das ließ sich sogar unter Laborbedingungen demonstrieren: Als die Forscher ihre Versuchspersonen fragten, wie viel sie für ein getragenes Kleidungsstück ihres Lieblingsstars bezahlen würden, waren diejenigen Probanden knausriger, denen gesagt wurde, das Kleidungsstück werde vor dem Verkauf sterilisiert – die chemische Reinigung zerstört offenbar nicht nur Bakterien, sondern auch den Zauber des Kleidungsstücks.

Denken wir alle magisch?

Warum der Aufwand? Newman und Bloom wollen noch einmal deutlich machen, dass magisches Denken tief in uns verankert ist – und zwar im normalen Alltag bei Gelegenheiten, bei denen man es vielleicht gar nicht bemerkt.

Im konkreten Fall diagnostizieren sie so genannte Kontaktmagie: die Vorstellung, dass etwas vom Wesen oder der Kraft einer Person durch Berührung auf ein Objekt übergeht. Im Englischen spricht man infolgedessen auch von "contagion" oder "Ansteckung". Den Begriff prägte der Anthropologe James Frazer in den 1920er Jahren. Die Art zu denken sei "unter Wilden und in barbarischen Gesellschaften" sehr verbreitet – zitieren Newman und Bloom aus dessen Standardwerk "Der Goldene Zweig".

Aber Kontaktmagie liege eben nicht nur einschlägigen Ritualen vermeintlich primitiver Gesellschaften zugrunde, sondern beeinflusse ganz konkret die Kaufentscheidungen von Sammlern. Womöglich handele es sich sogar um eine universelle Eigenschaft menschlichen Denkens, fassen die beiden Forscher zusammen. Der Begriff der "magischen Ansteckung" wäre dann wörtlich zu nehmen: Der Glaube daran half unseren Vorfahren vielleicht, sich vor übertragbaren Krankheitserregern in Acht zu nehmen.

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