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Blauwale: Riesiger wird’s nicht

Groß, größer, Blauwal: Die Meeressäuger sind die Giganten der Erde. Doch auch ihr Wachstum ist begrenzt. Warum, wollen Biologen dank zehn Jahre Forschung herausgefunden haben.
Wal unter Wasser

30 Meter lang, rund 200 Tonnen schwer – diese Maße machen Blauwale zu den größten Tieren der Erde. Doch auch das Wachstum der Giganten hat ein Limit. Warum? Die Körpergröße ist abhängig von der Ernährungsweise und der vorhandenen Nahrung, wie Wissenschaftler nun im Magazin »Science« berichten. Ihre Untersuchungen weisen darauf hin, dass es für das Wachstum vorteilhaft ist, Nahrung aus dem Wasser zu filtern statt mit Zähnen auf Beutefang zu schwimmen.

Die Antwort klingt banal, sie wissenschaftlich zu belegen aber hat gut ein Jahrzehnt gedauert. Denn Wale zu beobachten, ist alles andere als leicht. Dem Team um den Biologen Jeremy Goldbogen von der Stanford Universität ist es gelungen, insgesamt 300 Zahn- und Bartenwale – von den vergleichsweise kleinen Schweinswalen bis zu den riesigen Blauwalen – mit Sensoren auszustatten. Auf diese Weise konnten die Forscherinnen und Forscher in den vergangenen Jahren das Verhalten der Tiere verfolgen. Sie beobachteten ihre Wege von Grönland bis zur Antarktis und analysierten, wo die Meeressäuger fraßen. Mehr als 10 000 Mahlzeiten sind registriert, in Kombination mit der Nahrungsdichte vor Ort ließen sich Rückschlüsse auf den Zusammenhang von Größe und Fressverhalten ziehen.

Krill gibt es im Überfluss, Tintenfisch nicht

Das Ergebnis: Es ist effizienter, winziges Plankton aus dem Wasser zu filtern, als per Echoortung, Beute aufzustöbern. Das liegt zum einen daran, dass Bartenwale auf ihren Tauchgängen Energie gewinnen, während Zahnwale deutlich mehr Energie in die Jagd stecken müssen. Zum anderen ist relevant, wie viel Nahrung überhaupt verfügbar ist. So finden Bartenwale Krill und anderes Plankton im Überfluss, wenn sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Für Zahnwale hingegen gibt es immer weniger Tintenfische und anderes fressbares Getier im riesigen Ozean. Letztlich scheine deshalb nicht die Physiologie die Größe der größten Tiere zu limitieren, »sondern wie viel Beute es gibt und wie viel sich fangen lässt«, schreibt das Forscherteam als Fazit.

Bei so vielen Studien, die sich mit Dingen in Mikro- oder Nanobereichen befassen, gebe es die Tendenz, die Biologie der Giganten zu übersehen, kommentiert die Meeresbiologin Terrie Williams in einem begleitenden Artikel. Sie lobt den Ansatz der Forscher und betont, wie wichtig es ist, das Wachstum und Jagdverhalten von Walen zu verstehen. »Die Anatomie der größten Filtrierer – darunter Mink-, Buckel-, Finn- und Blauwale lässt kaum Zweifel daran, dass diese Gruppe geschaffen ist, um zu fressen.« Derlei grundlegende biologische Bedürfnisse zu entschlüsseln, helfe, die Giganten zu schützen.

Wie wichtig die Tiere für das Meer sind, ist seit Längerem bekannt. Indem sie tauchen, fressen, hochschwimmen und ausscheiden, halten sie das Ökosystem am Laufen.

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