News: Warum das Gehör so leistungsfähig ist
Dieser komplizierte Prozess reicht jedoch noch nicht aus, um die große Leistungsfähigkeit des Gehörs zu erklären. Unterstützung liefern elektrische Prozesse an den Haarsinneszellen in der Cochlea: Sie ändern ihre Länge als Antwort auf Änderungen der elektrischen Spannung in ihrer Zellmembran. Dadurch wird der eintreffende Schallreiz verstärkt.
Die Längenänderung, so haben Forscher kürzlich entdeckt, wird von einem elektrisch empfindlichen Motormolekül vermittelt, dem Eiweiß Prestin, das die äußere Hülle der Haarsinneszelle durchspannt. Wissenschaftler um Bernd Fakler von der Universität Tübingen haben nun herausgefunden, was wiederum das Motormolekül Prestin antreibt: negativ geladene Ionen im Innern der Haarsinneszellen. Denn wenn diese Ionen im Experiment entfernt wurden, konnten die Haarsinneszellen ihre Länge nicht mehr ändern, da sich das Motormolekül Prestin nicht mehr bewegte.
Damit ergibt sich ein Modell, in dem die negativ geladenen Ionen als Sensoren wirken, die von der elektrischen Spannung in das Prestinmolekül hineingedrückt werden und so seine Formänderungen bewirken. Die Formänderung des Prestins wiederum steuert die Längenänderung der Haarsinneszellen und ermöglicht so die große Empfindlichkeit des Gehörs.
Die Ergebnisse sind ein weiterer Schritt, die komplizierten Vorgänge im Innenohr des Menschen zu verstehen. Sie können dazu beitragen, Behandlungsmöglichkeiten für Schwerhörigkeit zu entwickeln. Denn Störungen der Verstärkerfunktion der Haarsinneszellen sind eine der dafür verantworltichen Hauptursachen.
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