Großwetter: Warum das Wetter in Europa gerade extrem ist
In Deutschland herrscht seit Tagen durchschnittlich graues Novemberwetter; manchmal kommen ein paar Sonnenstrahlen hindurch, ab und an regnet es etwas. Doch rings um uns herum bietet die Wetterküche einiges: eisige Kälte in Nordskandinavien, überdurchschnittliche Wärme in Südosteuropa, rekordverdächtige Niederschläge an der Alpensüdseite mit teils katastrophalen Folgen. Und alles hängt zusammen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt. Eine seit Anfang November recht stabile Großwetterlage sorgt dafür, dass sich nicht einfach immer wieder Hochs und Tiefs abwechseln, sondern die jeweils vorherrschenden Wetterbedingungen zum Dauerzustand wurden – mit den entsprechenden Folgen.
Beständig tiefem Luftdruck im Westen steht ein kräftiges Hoch im Osten gegenüber. Im Zusammenspiel (das Tief dreht sich gegen, das Hoch im Uhrzeigersinn) sorgen sie dafür, dass warme Luftmassen aus dem Mittelmeergebiet und Nordafrika nach Südosteuropa geleitet werden: Die durchschnittlichen Temperaturen liegen dort daher teilweise um fünf Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Umgekehrt führt das Tief an seiner Westseite polare Kaltluft nach Süden, weshalb es in Frankreich und Spanien für die Jahreszeit etwas zu kühl ist.
Diese kalte Luft gelangt über das immer noch recht warme Mittelmeer, so dass sich sehr kräftige Tiefs bilden können – die mit der vorherrschenden Windrichtung nach Osten und direkt gegen die Südseite der Alpen geführt werden. Und dort geht es dann richtig ab, denn die Tiefs sind voll mit Wasserdampf und regnen (oder schneien) sich intensiv am Gebirge ab: In Teilen Kärntens hat es seit Monatsbeginn mehr als 500 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gegeben – normal sind 140 Liter im gesamten Monat! In höheren Lagen schneit es dagegen heftig. So sind an exponierten Hängen ein bis zwei Meter Neuschnee in wenigen Tagen hinzugekommen. Lokal gingen deswegen Muren und Lawinen ab, und Straßen mussten gesperrt werden.
Begleitet werden die Tiefs teilweise auch von starkem Sturm, der zusätzlich Wasser in die Lagune von Venedig drückt und vor Ort Hochwasser verursacht. Skandinavien hingegen befand sich nördlich dieser stationären Großwetterlage und in einer nordöstlichen Luftströmung: Die angezapften arktischen Luftmassen konnten sich dort noch weiter abkühlen.
Die Wetterlage soll sich laut dem DWD kaum ändern. In den Alpen bleibt die Situation damit relativ kritisch. Deutschland liegt dagegen weiterhin zwischen den Extremen – und ist in einer eher komfortablen Lage, sofern einem das Dauergrau nicht auf das Gemüt schlägt: Hier ist und bleibt das Wetter verhältnismäßig ruhig, manchmal gibt es ein wenig Regen, selten etwas Sonne. Und es soll noch ein bisschen milder werden: Ein größerer Wintereinbruch ist daher weiter fern.
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